Gubbio, 05.02.2010 gegen 11Uhr.
Als ich am Freitagmorgen dann gegen elf Uhr ins Theater komme, ist man gerade damit beschäftigt, Zusatzmaterial für die DVD zu filmen. Die Dramaturgie will, dass Maurizio mit seinem Gretsch- Gitarrenkoffer das Theater betritt und zur Bühne schreitet, das Ganze wird mehrfach wiederholt, bis es dann endgültig im Kasten ist. Interviews mit den Musikern werden vor laufender Kamera geführt. „I hope you didn’t trash us too much.“, meint Mark DuFresne lachend zu Gio Rossi, als der gerade aus dem Interview entlassen wird. Dabei winkt Mark scherzhaft drohend mit seiner Krücke, die er bei Bedarf auf der Bühne auch schon mal als Luftgitarre oder als Maschinengewehrimitat nutzt.
Trotz all des Stresses mag niemand der Beteiligten die gute Laune zu verlieren. Alles scheint luftig leicht. Ein aufmunterndes Wort, eine Anspielung, ein Lächeln, ja auch ein Lachen, derartiges ist immer möglich, auch wenn man manchmal an seine Grenzen stößt.
„Ich bin froh, wenn das hier vorbei ist, dann werde ich nur noch schlafen, schlafen, schlafen.“, seufzt ein ermatteter Maurizio, als er mir das Ticket für den heutigen Abend überreicht. Ich habe Sitz 13, den Eckplatz rechts in der ersten Reihe des Parketts. Von hier aus kann ich sehr gut fotografieren.
So gegen 16:30Uhr verabschiede ich mich, verlasse ich das Theater und fahre zurück in mein Hotel. Ganz in der Vorfreude auf ein tolles Event.
Zum Konzert selbst kann ich im Prinzip das wiederholen, was ich schon zum Konzert in Uden geschrieben habe. Es ist einfach grandios. Alle sind in bester Spiellaune und die all die Mühen haben sich gelohnt. Durch den Bläsersatz kommt in das eine oder andere Stück auch eine Portion mehr an Pfeffer hinein.
Erstklassige Musiker liefern eine erstklassige Performance ab. Was will man mehr?
Und dennoch: Als aufmerksamer Beobachter und durch all die Stunden der Proben eingeweihter Mitwissender fallen einem natürlich auch die kleinsten Patzer auf, aber das ist eben menschlich und „Life is live“, da helfen auch die intensivsten Proben nicht.
Egal, was da passiert, leicht verschleppte Einsätze, das unfreiwillige unplugged Spiel Maurizio’s, als Sugar Ray ihm aufs Kabel tritt und es damit ausstöpselt, die auf der Bühne Agierenden sind mit einer Riesenportion Humor und Spaß dabei und genau das ist es, was sich auf das Publikum überträgt.
Das Beste bringt Sugar Ray, als er sich vom Mikrofon entfernt, sich an den Bühnenrand stellt und von dort aus weiter singt. Dem Tontechniker werden im dem Moment sicher einige graue Haare gewachsen sein, obwohl die Band auf Sugar Ray’s Alleingang sofort reagiert: Alle drehen ohne Zögern einen Tacken leiser. Ein wirklich erhebender und magischer Moment, im Publikum ist es mucksmäuschen still.
Später erzählt mir Ray, er habe so handeln müssen. Man sei schließlich in einem Haus, in dem auch Opern gespielt würden. „Ich wollte es einfach wissen, wie das so ist und wie das so klingt so ganz ohne Mikro. Für mich war das ein wunderbarer Moment. Ich hatte den Soundmenschen aber vorher gefragt.“ – „ Und was hat der gesagt?“ – „Mach das bloß nicht!“ Das verschmitzte Grinsen von Ray habe ich jetzt noch vor Augen.
Eine insgesamt tolle Bandleistung mit hervorragenden Solisten. Und das Ganze vor übervollem Haus. Rund 200 Leute musste die Feuerwehr abweisen. Das Theater war eh schon mehr las überfüllt.
Und nach der Vorstellung? Klar, dass das noch nicht alles war. Ein Restaurant ist reserviert und alle, von der Gardarobenfrau bis zu den Kameraleuten, Musiker und Freunde feiern bei Bier, Wein und Köstlichkeiten der italienischen Küche einen mehr als gelungenen Abend.
Für den folgenden Mittag verabreden wir uns im Theater, um die Instrumente und die Anlage einzupacken, denn am Samstagabend spielt das Maurizio Pugno Organ Trio feat. Mark DuFresne & Sugar Ray Norcia in Pineto an der Adria- Küste, etwa 200 Kiulometer von Gubbio.
Aber das ist eine andere Geschichte.
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