December Landscapes – Eifel 2011

Rur

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Komm zur Ru(h)r

Rur

Die Rur bei Monschau (tief im Westen)

Seit Neuestem gehören diese endwattierten Ohrreinigungsstäbchen zur stetigen und auf der Mittelkonsole immer griffbereiten Grundausstattung in meinem PKW. Auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle und auf dem Weg von ihr zurück versuche ich meist, mich über das jeweils aktuelle Tagesgeschehen auf dem Laufenden zu halten. Da ich in NRW lebe, ist der für mich prädestinierte Radiosender WDR2. Der Informationsgehalt ist hier wirklich auf bestem Niveau. Hier wird kritisch hinterfragt und ebenso kommentiert. Das allerdings, was zwischen den journalistischen gut aufbereiteten Blöcken liegt, leider nicht. Zumindest nicht immer. Und manchmal kräuseln sich bei mir schier die Nackenhaare und die Fußnägel im einmütigen Duett ob der dargebotenen grausig- gruseligen, mainstreamigen Musikauswahl. Wie muss da ein Musikredakteur wohl drauf sein. Das Ganze hat sicher Methode und er muss wohl alles in der gewünschten fahlen, gut verdaulichen Programmfarbe streichen. Ganz schlimm der Hispanopop. Aufgedunsene Luftblasen aus dem letzten Mallorca- Urlaub? Ganz schlimm auch diese piepsigen Top Twenty Mädels, denen von ihren Produzenten suggeriert wird, die hätten eine wahnsinnig tolle Stimme. Und sie sängen jetzt R&B. Letztendlich glauben die das und halten sich für die Größten. Nun denn, sollen sie. Irgendwie schaffe ich es mittlerweile, in den durchschnittlich drei ein halb Minuten die Ohren weitgehend unverletzt zu halten, in dem ich sie auf Durchzug stelle. Aber bei einem pathetisch- bombastischen Ohrpfropfen will mir das einfach nicht gelingen: Hierbei handelt es sich um die oft und gerne gespielte Ruhrpotthymne von Herbert Grönemeyer. Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas. Herzlichen Glückwunsch. Aber der Titel  «Komm zur Ruhr» kommt so klebrig daher, dass sie sich schmerzhaft zwischen meinen beiden Hörantennen festsetzt. Bombast hoch dreizehn und das über fast sechs Komma fünf Minuten. Auf den Text will ich gar nicht erst groß eingehen. Aber sorry, was da musikalisch transportiert wird, ist schlimm, nein, schlimmer als schlimm. Ein ganzes Orchester nebst Chor, eine Drummachine, Herberts Band und Herberts Stimme schmalzen meine gut ausgebildeten Lauscher zu. Und dann kommen sie zum Einsatz, diese endwattierten Ohrreinigungsstäbchen. Als Räumkommando. Zwar nicht „vom Schaum erschlagen“, so doch vom Schmalz gequält. „Schnörkellos“ ist bei diesem Song rein gar nichts. Herbert, oh Herbert ich möchte dir zurufen: „Komm zur Ruh“. Und dazu „Komm zur Rur“, denn die fließt tatsächlich tief im Westen, wo Bochum nun mal nicht wirklich liegt. Das sagt dir einer, der genau das weiß, well er genau dort lebt und arbeitet…an der Rur.
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PS
Ein Doppelkick auf das Foto und ihr könnt euch selbst ein Ohr- und Augenbild machen von Herberts epochalem Meisterwerk machen.