Wheels Within Wheels

Wheels Within Wheels… zur Musik von Rory Gallagher einfach aufs Bild klicken …

 Die Kolonne bewegt sich nur langsam vorwärts an diesem gerade von der Sonne durchfluteten Mittwochmorgen im März. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit, doch das rollende Jauchefass vor mir mit dem oben aufgesteckten Deutschlandfähnchen bremst mein Vorwärtskommen erheblich. Auch hier ist nun wieder Gelassenheit gefordert. Die Ruhe bewahren. Wie sonst auch. Alles wird gut. Die letzten drei Worte sage ich halblaut und sehe ein Gesicht über den Rückspiegel huschen. Tag und ´Traum. Traum und Tag. Tagtraum. Niemand außer mir sitzt in diesem Auto. Und dennoch weiß ich, dass noch jemand da ist. In Gedanken. In der Erinnerung. Aber warum heute auf der Rückbank und nicht auf dem Beifahrersitz wie sonst? Über diese Fragestellung muss ich lachen. Im Radio dudelt „Voyage, Voyage“, dieser unselige Falsett- Plastiksong aus den Achtzigern. Auch ich wäre jetzt gerne unterwegs zum Weiter- Weg, zum Strand, zum Meer. Ab ins Urlaubs- Seele-baumeln-lassen- Klischee. Dort einen langen Spaziergang bei Wetter wie diesem plus noch ein paar wohlige Celsiusgrade mehr und bei einer leichten Seebrise die salzige Luft einatmen. Das Gesicht im Rückspiegel nickt zustimmend und vor mir blinken stotternd rote Bremsleuchten auf. Die Kolonne steht. Baustellenampel. Derweil setze ich mein traumhaftes Wandeln durch den fast weißen Sand fort. Möwen kreisen über dem Wasser und stürzen sich auf ihre Beute. In einiger Entfernung schaukeln zwei Fischerboote auf einander zu. Grün. Die Kolonne zieht weiter in dem Duftgemisch aus Abgasen und Gülle. Noch so gerade schaffe ich es, mir die Küchendüfte eines mediterranen Abendessens vorzustellen, was bei der aktuellen Geruchssituation schon eine kleine Meisterleistung ist. Der eben noch scharfkantige, rote Sonnenball ist mittlerweile in diffuses Licht getaucht und ins Orange gewechselt. Auf der Traumseite passiert gerade das Umgekehrte: Als tiefroter Feuerball nähert sich die Sonne allmählich dem Horizont. Es ist, als ob sich zwei Scheiben gegen einander drehen. Oder Räder in Rädern. Naben über Naben. Für einen Moment nur sind sie jeweils deckungsgleich. Der Trecker will nun links abbiegen, der Gegenverkehr verhindert eine schnelle Lösung. Stillstand. Ich blicke zurück auf die Fußspuren im Sand. Es sind vier. Die ewige Brandung nagt bereits an ihnen. Das Gesicht im Spiegel lächelt. Vorne geht es weiter. Und ich? Ich bin immer noch auf meinem Weg.

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5:15

Mond

Mond (zur Musik aufs Bild klicken)

Es gibt Dinge, die kennt man schon seit gefühlten Ewigkeiten, aber das nur oberflächlich und irgendwie so nebenbei, ohne dass sie größere Beachtung bekommen. Und plötzlich durch eine unvorhersehbare launische Spielerei des Schicksals bekommen sie eine nie mehr auslöschbare Bedeutung. Und es tickt im Hirn so laut und vernehmlich und das Herz vergisst schon mal den einen oder anderen Schlag. So liege ich an diesem Strand und ich weiß es ist ein Traum. Das Meer ist ruhig. Die Sterne glitzern in der himmlischen Kuppel über mir. Meteore schlagen ineinander ein, Kometen ziehen ihre Schweife, Sternschnuppen verglühen eine nach der anderen, ohne dass ich in der Lage wäre, so schnell Wünsche zu formulieren. Der grelle Mond lächelt breit über die Szenerie. Wolken schieben sich schleierhaft vor ihn. Es könnte durchaus sein, dass ganze Galaxien explodieren in dieser Nacht. Mir wäre es egal, vollkommen egal. Langsam erhebe ich die Hand, um sie noch langsamer sinken zu lassen. Als ich die Wasseroberfläche berühre, spüre ich die Oberflächenspannung, aber nur für einen kurzen Augenblick, dann taucht sie ein, meine Hand, ins salzige Nass. Die Finger spreizen sich, das Wasser umspült sie sanft. Ich lasse sie spielen wie auf den Tasten eines Klaviers. Im eigenen Takt sich an den Rhythmus der Wellen gewöhnen. Die Melodie ist lange bekannt und doch wie immer unnachahmlich neu. Allmählich setzt die Flut ein, die Brandung steigert sich in ihren schäumenden Rausch. Langsam zähle ich in der Ahnung, dass es wieder die siebte Welle sein wird. Mag sie mich fort tragen oder nicht. Und immer pocht der Gedanke in meinem Kopf: Träum weiter, wache nur nicht auf jetzt. Mein Blick fällt auf den Leuchtturm: Wo eben noch in gleichmäßigem Schein ein Lichtstrahl sanft durch die Nacht fuhr, leuchten jetzt rote Ziffern. Es ist Viertel nach Fünf. Irgendwo startet in diesem Augenblick ein Flugzeug oder fährt ein Zug ab. Ich schließe wieder die Augen, lächele wie so oft um diese Zeit.

Daydream

See

Daydream ( zur Musik aufs Bild klicken)

Warum sollte Träumen nur nachts geschehen? Oder auch nur im Schlaf? Man kann sich auch mitten am helllichten Tag einem solchen Traum stellen: Auf einer Bank im Park oder am Ufer eines Sees oder Flusses oder noch besser am Meeresstrand. Dann in den fast blauen Himmel blicken und in den vom Wind zerfetzten Wolken lesen. Spüren, wie sich die sich entfernenden Geräusche nach und nach gänzlich auflösen, und das eigene Herz schlagen hören. So richtig bei sich zu Hause sein und nicht nur wieder einmal hektisch zu Besuch. In sich selbst ruhen. Nie gekannte Dialoge spinnen. Einfach mal nur um das kreisen, was einen wirklich umtreibt und das in aller Ruhe und Gelassenheit. Die Achse, um die sich die ganz eigene Welt bisher gedreht hat, auf den Prüfstand stellen. Um endlich zu sehen, warum sie nicht mehr so ganz rund lief, diese Welt in letzter Zeit. Bereit sein, die ausgeleierte Welle auszutauschen, um fast Vergessenes wieder in Schwung zu bringen. Rundlaufend. Lege deine Hand auf meine, lass sie mich spüren Haut auf Haut. Sage mir diese Worte, die mich ergreifen und fort tragen dorthin, wo nur wir beide sind. Erkläre mir das Universum, den Weg, die Liebe. Lass uns aufbrechen zu neuen Ufern und enger zusammenfinden. Der Wind stärkt uns den Rücken, treibt uns nach vorn. Die Straße ist offen. Sie wird uns führen. Dorthin, wo der Traum Wirklichkeit wird, Egal, ob bei Tag, egal, ob bei Nacht.