Parle-Moi

Parle-Moi

Parle-Moi (Video Clip von Jean Louis Aubert - Doppelklick aufs Foto)

Ich kann eine Strecke fahren, einen Weg, den ich vor zwanzig Jahren oder vor noch längerer Zeit gefahren bin, da gelange ich plötzlich an eine Kurve, in ein Waldstück, an eine Kreuzung, einen Bahnübergang, eine Ortseinfahrt und der Flash- Back ist da. Untrüglich. Worte, eine Musik, Gedanken oder was auch immer stellen sich ein. Für immer damit verbunden auf meine limitierte Ewigkeit. Die Erinnerung schlummert tief im Verborgenen, im vermeintlich Vergessenem, wird aber urplötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen. Bilder fliegen heran und wieder fort. Töne dringen in mein Ohr, Worte, ich sehe ein Lächeln, verspüre den großen Mut, alles zu ändern, von vorn zu beginnen.

Eine Stunde, ein Tisch. Zwei Stühle. Die Geräuschkulisse um uns herum blendet sich weg. Und sie wird immer deutlicher. Diese Stimme. Sie erzählt von ihrem Leben, aber auch von meinem. Wie in einem Hörbuch eine Geschichte von jemand anders gesprochen wird. Ich lehne mich zurück und sehe mich konfrontiert mit meinen Gedanken, die ich tief und fest verschlossen in mir wähnte, die aber ein anderer Mund jetzt artikuliert. Auf eine angenehme Weise paralysiert höre ich zu, lasse mich selbst nicht zu Wort kommen, tauche ab in den Klang dieser Stimme. Die Wortwahl fasziniert mich. Jemand anders liest meinen Ideenspeicher aus. Hier wäre jede Firewall machtlos. Fragen unterstreichen das Interesse.

Ich spüre, sie wird nicht ausreichen, diese eine Stunde, die verfliegt wie im Zeitraffer. Ja, erzähle mir, erzähle mir von dir, von deinem Leben. Erzähle mir von deinen Zweifeln, von deinen Wünschen, von deinen Träumen. Ja, sprich zu mir. Was sagst du da? Sag es lauter. Und wenn du magst, erzähle ich dir von mir. In anderen Stunden, zu anderen Zeiten. Später, aber schon bald.

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Into The Great Wide Open

The Great Wide Open

The Great Wide Open (Video Clip von Tom Petty & The Heartbreakes - Doppelklick aufs Foto)

Plötzlich reißt er wieder auf, der Himmel, und die Sonne strahlt aus einem Winkel, aus dem man sie gar nicht erwartet hätte. Zuerst ist es wie ein verschmitztes, komplizenhaftes Zuzwinkern, zögerlich zaghaft und ganz sanft noch, völlig überraschend. Die für einen Novembertag warmen Strahlen streifen mich, ja, treffen mich in meinem Fragengebilde, das Blaue sieht auf mich.

Erste fünf Minuten. Was sich in nur fünf Minuten oder sogar weniger entscheiden kann? Diese Anspielung verstehe ich einige Sekunden später erst so richtig. Eine lang vertraute Sprache dringt an mein Ohr. Worte, die ich verstehe. Worte, die ich mit einem Lächeln erwidere. Worte, die mich neugierig machen. Mein Interesse erwecken. Silben aus einem anderen Leben, Atome einer noch fremden Geschichte, der Klappentext, der mich weiter lesen lassen möchte.

Eine ungeschriebene Musik, von der nur ein paar Einzeltöne durch die Luft flirren auf der Suche nach der neuen Melodie. Auf den parallelen Linien des Notenblattes ein paar Tintentupfer nur, ganz frisch, glänzend in der Novemberabendsonne, harmonisch nebeneinander. Der frühe Einklang möge sich vertiefen, nach und nach, die Tonart sich finden, genauso der Takt.

Mit geschlossenen Augen summe ich vor mich hin. Und dabei könnte ich gegen den aufgekommenen Wind anrennen mit weit ausgebreiteten Armen. Aus der Flaute wird eine Brise, ja schon leichte Böen machen sich bemerkbar. Meine Haare flattern im Luftzug, der Kopf wird klar. Ready for take off. Fliegen. Ich habe das Gefühl, den Flaschenhals zu verlassen und ins große, weite Offene zu gelangen, ins Blaue, wo nur der Himmel, die Grenze darstellt..The future is great wide open…