
Pat McManus
Auf dem Weg durchs Hohe Venn Richtung Verviers höre ich quasi als Einstimmung Pat’s CD «Live…and In Time». Mit jedem Kilometer und jedem weiteren Titel steigt meine Vorfreude auf dieses Konzert.
Patrick Frances McManus ist nicht gerade das, was man einen Frischling auf den Bühnen dieser Welt bezeichnen kann. Er stammt aus einer sehr musikalischen Familie aus Derrylin, County Fermangh, Nordirland. Mit seinen Brüdern John und Tommy spielte er in den frühen Achtzigern in der Band «Mama’s Boys» (nicht zu verwechseln mit der Band gleichen Namens von Johnny Mastro aus den USA). Phil Lynott nahm sie mit auf die Abschiedstournee von Thin Lizzy.
Heute ist er mit Gordon Sheridan am Bass und Paul Faloon an den Drums unterwegs. Wieder einmal ein klassisches Powertrio also.
Und dass in diesem Trio Power steckt, spiegelt schon die oben erwähnte CD wieder, sieht man die Drei auf der Bühne, bekommt das Ganze weitere Dimensionen.
Ums vorweg zu sagen: Ein Konzert von Pat McManus ist nichts für Bluespuristen. Wer aber Bluesrock mag, wobei Pat hier auch mal gerne straffere Saiten spielt, die vereinzelt schon leicht hardrockig bis metallisch klingen, ist bei diesem irischen Wirbelwind bestens aufgehoben.
Das musikalische Menü des heutigen Abends reicht somit von hart-, bluesrockigen, bluesigen bis hin zu besten irisch- folkigen Happen. Alles bestens garniert von entsprechenden Bass- und Schlagzeugfundamenten. Ein weites Spektrum wartet auf den geneigten Zuhörer.

Pat McManus
Spielfreude und technische Klasse kann man allen drei Akteuren bescheinigen. Die erste halbe Stunde greift ein Titel in den anderen, man hat eigentlich keine Chance, zu applaudieren. Dann erst meldet sich Pat das erste Mal zu Wort, um die etwa 60-70 Leute im Publikum zu begrüßen.
Und da ist er, dieser irische Akzent, den ich so gerne höre. Und Irisches schimmert auch immer wieder durch die Titel. «Juggernaut» zum Beispiel steht in bester keltischer Tradition. Pat pflegt hier die Technik des Tappings, und das führt er so perfekt vor, dass einem beim puren Zusehen schon leicht schwindelig wird. Vom Sound her imitiert er hier die Uilleann Pipes, die irische Ausgabe des Dudelsacks. Ähnliches bei «Big Hair». Hören kann man im Prinzip eine zweite Gitarre, die eine Harmonielinie spielt. Das kennt man von Thin Lizzy, Allman Brothers oder auch Lynyrd Skynyrd. Um nur einige zu nennen. Möglich wird das durch ein kleines Effektpedal aus dem Hause Boss, dem Super Shifter. Wirklich beeindruckend. Das spart den zweiten Gitarristen und all die Folgekosten hierfür. 🙂
Bei «Runaway Dreams», einem alten Titel der Mama’s Boys greift Pat mitten im Titel zur E- Geige und spielt hier die Fortsetzung seines Solo. Und wie! Pat grinst hinter seinem Geigenbogen hervor, ich stehe staunend einen Meter entfernt, rechtzeitig fällt mir noch ein, ein, zwei Fotos zu schießen.

Pat McManus
Als Ire hat er selbstverständlich eine besondere Affinität zum unerreichten Gitarrengott der grünen Insel: Rory Gallagher. «I Take What I Want» ist das erste Zeichen in die Richtung. Innerhalb von zwei Wochen höre ich diesen Titel zum dritten Mal live: Julian Sas und Larry Miller hatten ihn ebenfalls auf der Setlist. So groß die Lücke auch sein mag, Rory hinterlässt, umso deutlicher sicht- bzw. hörbar sind seine Spuren. Klar, die meisten Sechssaitenhelden aktueller Prägung verneigen sich immer noch vor Jimi Hendrix, aber immer mehr machen ihre Verehrung für Rory Gallagher deutlich. Gut so, weiter so, mehr davon.
So richtig deutlich wird das in Pat’s Song «Return Of The G-Man». Textlich sind hier einige Anspielungen auf Gallagher Titel verarbeitet. Dazu beste irische, akustische Gitarrenarbeit im berühmten DADGAD- Tuning. Direkt im Anschluss «Out On The Western Plain», Huddie Leadbetter, aka Leadbelly, hat ihn geschrieben, Rory hat ihn 1975 auf seinem Album «Against The Grain» eingespielt. Pat hatte sich immer gewundert, wie Rory das auf der Gitarre spielt, bis dieser ihm das Geheimnis diseer speziellen Gitarrenstimmung verriet. „So habe ich es dann auch gelernt und kann es euch heute vorspielen.“ Was er dann auch tut. Wäre die Stimme nicht ein wenig anders, man könnte meinen…
Natürlich weiß der gute Pat auch, wie man einen Blues spielt. «Low Down Dirty Blues» vom neuen Album «2pm» beispielsweise. Oder «Garbage Man» auch wieder à la Rory. Egal, in welches Stilgefilde Mr. McManus sich begibt, er hat das richtige und sichere Händchen dafür.

Paul Faloon & Pat McManus
Zugaben gibt es natürlich auch. Und die haben es nochmals in sich: „Manchmal spielen wir den Song, manchmal nicht. Und heute spielen wir ihn. «Black Rose» von Thin Lizzy.“ Wer den Song kennt: Hier perlen diverse irische Melodien durch die Saiten der roten Paul Reed Smith. Auch hier wieder authentische Harmonieläufe. Verblüffend dieser Sound. Thin Lizzy‘ s back in town…. Pat’s Stimme kommt der von Phil Lynott sehr nah.
Leute, ich gebe es zu: Ich bin fertig mit der Welt. Das hatte ich hier und heute nicht erwartet.
Aber wenn du denkst, eine Steigerung ist nicht mehr möglich, dann solltest du nicht zu einem Pat McManus Konzert gehen.
Der wirklich krönende Abschluss resultiert aus einer eher traurigen und tragischen Tatsache: Am 16. November 1994 verstarb Pat’s Bruder Tommy. Also auf den Tag genau vor 15 Jahren. Anlass genug «Free Bird» anzustimmen.
Es gibt die volle Breitseite. Irgendwie schafft es Pat, alleine das zu spielen, wozu Lynyrd Skynyrd drei Gitarristen brauchen. Jedenfalls kommt es mir so vor. Egal, ob beim Slide- oder Standardspiel. Ich bin hin und auch weg.
Nach dem Gig stehen wir noch länger zusammen, Pat erzählt von Irland, den Rory Memorials, auf denen er spielt, Drummer Paul und Bassmann Gordon gesellen sich dazu. Alle drei strahlen über jeweils beide Backen. Sie sind hoch zufrieden und begeistert von der Atmosphäre heute Abend im Spirit of 66.
Und die war außerordentlich gut. Und das an einem Montag!
„Thanks a million…“, so verabschiedet sioch Pat von mir. Und ich denke, dass ich diese Worte schon einmal gehört habe…
Fazit: Wer ein Konzert der ganz besonderen Art erleben will, ist bei Pat McManus, der übrigens ein sehr guter Freund von Barry McCabe ist, bestens aufgehoben. Uneingeschränkt empfehlenswert, wenn man nicht gerade zur Blues- Polizei gehört.
Text und Fotos: © Tony Mentzel
PS
In meinem Briefkasten lag heute Post aus Nordirland, über die ich mich sehr gefreut habe:

Pat McManus - Live...and In Time
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