
Ancona - Aeroporto
Mich erwartet ein üppiges Frühstücksbüffet mit Marmelade(n), Käse, Schinken, Salami, Joghurt, Müsli, Brot, Kuchen und Kaffee aus einem utopisch aussehenden Gefäß oder wahlweise heißem Wasser zur Teeaufbereitung, wobei verschiedene Teesorten in Aufgussbeuteln bereitliegen.
Ich entscheide mich für Kaffee, den ich allerdings erst nach einigen Try and Error Läufen in meine Tasse bekomme.
So sitze ich gemütlich im Wissen, genügend Zeit zu haben, der Flieger geht erst um 12:15Uhr. Ich gönne mir also die Muße und genieße so vor mich hin.
„Du, Tony, ich komme heute etwas später zur Arbeit, ich habe den Zug verpasst. Kannst du bitte Bescheid sagen?“ Die Stimme, die aus dem Handylautsprecher an mein Ohr dringt, gehört meiner lieben Kollegin B. „Gut, dass ich Bescheid weiß, ich sitze gerade in Ancona beim Frühstück, wenn du dich beeilst, schaffst du die Frühmaschine noch hierher. Dann kannst du mich hier abholen und wir fliegen zusammen zurück.“
Heutige Handys können ja schon viel, sogar Fragezeichen in den Augen übertragen, völlig problem- und lautlos. Denn so deute ich die rauschende Pause von einigen Sekunden.
„Öhem, bist du gar nicht in der Firma?“, spricht die Stimme jetzt ziemlich verlegen und gleichermaßen zögerlich. „Nöö, ich fliege heute Mittag erst zurück. Ruf besser in der Zentrale an und sag, dass du später kommst.“
Leicht amüsiert und schmunzelnd stecke ich das Handy wieder in Tasche, gehe auf mein Zimmer, hole mein Gepäck und verabschiede mich vom freundlich grüßenden Signore an der Rezeption.
Zeit habe ich noch genug bis zum Einchecken. So mache ich mit mir selbst die Wette, den Weg zum Flughafen auch ohne Navi zu finden. Kurzfristig habe ich dann das Gefühl, falsch abgebogen zu sein, doch nach fünf Minuten weiterer Fahrt kann mich ein Schild mit der Aufschrift „Aeroporto“ und entsprechendem Richtungspfeil wieder beruhigen.

Panda & Panda
Ich finde eine Tankstelle, der Wagen muss vollgetankt zurückgegeben werden. Hier muss ich mal ein Kompliment an den kleinen Panda machen, sein Verbrauch lag bei der ganzen Fahrt knapp unter sechs Liter.
Den Flughafen finde ich ohne Umwege. Der Schalter des Autoverleihers ist nicht besetzt, von der benachbarten Konkurrenz bekomme ich die Auskunft, die Signora käme gleich zurück, sie sei noch beim Autoreinigen.
Nach etwa fünf Minuten erscheint sie dann, bittet um Entschuldigung, fragt, ob ich zufrieden sei. Ich bin’s und bedanke mich für den guten Service. Mit einem leicht wehmütigen letzten Blick auf den Panda, begebe ich mich zur Abflughalle.
Obwohl noch reichlich Zeit ist, kann ich schon einchecken und das Gepäck aufgeben. Der Security- Check verläuft problemlos.

Flieger
Pünktlich schwebt der Flieger ein. Der Turnaround verläuft planmäßig und so sitzen wir alle pünktlich in unseren Sitzen.
Einige der Mitpassagiere erkenne ich wieder, sie waren schon beim Hinflug vor einer Woche mit an Bord.
Der Flug an sich verläuft unspektakulär. Keine Sekunde gibt es nach dem Start Bodensicht. Unter uns eine dichte weiße Wolkendecke, über uns nur Blau, Himmelsblau. Ab und zu treffen ein paar Sonnenstrahlen durch die Fenster.
Der MP3- Player versorgt mich mit Musik von Little Feat. Ab und zu werden Turbulenzen angezeigt und Anschnallen ist angesagt. Doch es rappelt nicht mehr als in einem Überlandbus.
So landen wir dann pünktlich in Weeze, das Gepäck läuft vom Band und draußen wartet schon der Shuttlebus, der mich nach Köln bringen wird.
Bis der allerdings startet, vergehen noch 45 Minuten. Dann geht es durch den einsetzenden Schneeregen auf die Autobahn Richtung Düsseldorf. Hier leert sich der Bus um mehr als die Hälfte der Passagiere.
In Köln bekomme ich relativ schnell einen Zug nach Düren, wo mich mein Auto dann hoffentlich unversehrt vor dem Bahnhof erwartet.
Je mehr wir uns Düren nähern, umso dichter wird das Schneegestöber. Hier ist noch so richtig Winter. Mein Auto ist bedeckt von einer etwa 15 Zentimeter dicken Schneeschicht. Die Scheiben sind vereist. Mit einiger Mühe bekomme ich sie frei.
Nur noch nach Hause. Ich bin müde. Ohne Probleme springt der Wagen an. Beim Losfahren bemerke ich, dass der Straßenbelag ziemlich rutschig ist. Und da gerade Rush- Hour ist, benötige ich bis zur Stadtgrenze geschlagene 90 Minuten, eine Entfernung, die sonst je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen in drei bis zehn Minuten zu schaffen ist.
Der Flug über 1500 Kilometer hat keine 90 Minuten gedauert. Setzt man das in Relation zu den drei bis vier Kilometern in der gleichen Zeit hier vor Ort, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll.
Nach einer weiteren verschneiten halben Stunde bin ich dann wieder Zuhause.

Epilog.
Was nehme ich mit aus diesen acht Tagen Spontanreise?
Es sind so viele Eindrücke, die sich nur langsam verarbeiten lassen.
Die Flüge haben mir, dem bisher dezidierten Nichtflieger, Spaß gemacht. So bin ich hier aufden Geschmack gekommen und bisher unerreichbar scheinende Ziele rücken näher.
Italien ist immer wieder eine Reise wert, wenn sie mich auch so schnell nicht wieder an die Adria führen wird. Aber es gibt noch so viel zu entdecken.
Die Tage in Gubbio mit Maurizio und seinen Leuten waren ein Erlebnis, das Worte gar nicht in den Griff bekommen und das so schnell nicht aus meiner Erinnerung verloren gehen wird. Die Musik, die Musiker, die Freunde, das Drumherum, einmalig. An der Stelle ist ein kräftiges Danke fällig. An alle die, die ich begleiten durfte, die längst zu Freunden geworden sind. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Aber so was von.
Die italienische Küche. Jetzt könnte ich wieder anfangen zu schwelgen. Ja, sie ist einfach fantastisch und mehr als man aus Kochbüchern erlesen kann. Zum richtigen Genuss gehört auch das richtige Ambiente, auch wenn die TV- Geräte hier dieses etwas eintrüben. Aber Spagetti schmecken nur mal so richtig richtig nur in Italien. Um die gesammelten Kalorien wieder los zu werden, hätte ich eigentlich dem Heimweg zu Fuß antreten müssen.
Die Ruhe, die ich unerwartet aufsaugen konnte und die mir wieder Kraft gibt, von der ich immer noch zehre, auch heute noch drei Monate später.
Kurzum: Es war ein Erlebnis, wie es kein zweites Mal sein wird. Deshalb eben einzigartig. Und es hat mir wieder einmal gezeigt, dass es gut sein kann, ohne große Planung sich spontan in ein kleines Abenteuer zu stürzen.
So war es, so ist es, so soll es sein!
Grazie per tutto….ciao e a presto!
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