Let The Good Times Roll

Let The Good Times Roll

Let The Good Times Roll (zur Musik aufs Foto klicken)

Langsam rollt der Wagen aus. Der unsichtbare Streckenposten nickt zustimmend und steckt lässig die bis gerade zu einem T geformten Hände in die Taschen seines orange leuchtenden Overalls. Auszeit. Ich nehme endlich den Fuß vom Gaspedal, ziehe die Handbremse an und lasse mich für einen Moment der Besinnung in den Sitz fallen. Mein Atmen höre ich deutlich, selbst als dieser altersschwache Traktor laut tuckernd an mir vorbei stapft. Angekommen bin ich und ich werde erwartet. Ein Vorhang weht im offenen Fenster, durch das leise Musik klingt. Eine Woche vor Maibeginn ist der Frühling bereits sommerlicher als mancher ausgewiesener Sommer. Schon als ich aussteige, spüre ich, wie sich Spannung von mir streift, Lasten von mir fallen. Urplötzlich stellt sich eine lang vermisste Leichtigkeit ein fern von allen Krämpfen der letzten Tage. Ich klopfe an die Holztüre und ein Lächeln empfängt mich. Es wird ein Wochenende der Musik, der Worte und nicht der Sprüche, eine Zeit des Nachdenkens, der Nähe, des Verstehens, des Vertrauens, des Kennenlernens, der Ruhe, der Freundschaften. Dann stehe ich zwischendurch auf dieser Bühne für einen Moment der Anerkennung. In mir ist nichts als bewusst werdende Freude und pures Genießen. Um mich herum vibrierend lebende Musik, zu der ich meinen bescheidenen Teil beisteuere. Andere Kameras klicken, während meine ruht. Rollentausch. Danach Abschied nehmen und zurück bleiben, resümieren, lachen. Niemand schaut mehr auf die Uhr, die Zeit hat Urlaub und tickt allenfalls noch im dunklen Hintergrund. Die Musik ist leiser geworden und wird ergänzt durch die im Raum schwebenden Harmonien. Kein „Huis Clos“, keine Fluchttendenzen. Im Gegenteil. Ein Stück privater Himmel. Die Müdigkeit bringt uns dazu, die Augen zu schließen und uns schlummernd auf die andere Seite der Nacht treiben zu lassen. Dort erwartet uns ein italienisch- flandrischer Sommertag, durch den in rote Trikots gewandete Herrn ihre morgendlichen Fahrradkilometer ziehen. Ich schaue ihnen nicht nach, sondern lächele stattdessen in die Espressotasse, lehne mich zurück und finde, dass ich hier am richtigen Ort bin und in dieser Gegenwart und dass die guten Zeiten bereits rollen.

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Blossom – Meadow

Blossom - Meadows

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Denken an etwas, an jemand. Gedanken kreisen und überwinden hunderte von Kilometern. Und genau von dort – so als wäre es gleich nebenan – klingt plötzlich Lachen an und in meine Ohren und fährt mir ohne Umwege direkt ins Herz.  Genau aus dessen tiefsten Tiefen lache ich mit und wirklich niemanden aus . Das ferne Lachen könnte ich die ganze Nacht ertragen, ebenso diese Stimme, diese Worte. Die Wahnsinnigen spielen sich die Bälle zu, nächtliches Ping Pong ohne Netz, aber mit schier unerschöpflichen Elan, eben auf eine ganz besondere Art. Ohne in Konkurrenz zu treten. Es ist leicht, völlig ohne Krampf und voller Nähe. Vor neun Stunden war es Sonntagmittag und die Wolken am Himmel waren fast aufgelöst, die in meinem Kaffee hat es nie gegeben, schon zweimal hatte ich den Knopf gedrückt , um das ebenso schwärzliche wie cremige Gebräu aufs Neue aufzubrühen. Meine dusselige, funkgesteuerte Uhr spielt gerade mal wieder verrückt und stellt sich von 21.12 Uhr auf 02:12Uhr, wobei ich nicht weiß, ob sie sich vorgedreht hat oder einfach wieder zurück. Egal, es hindert sie sowieso nicht daran, weiter zu ticken. Zeit hat nun mal die blöde  Angewohnheit im barschen Stechschritt nach vorne zu verrinnen. Sie nimmt einen mit, erbarmungslos, fraglos, hemmungslos. Es hat keinen Sinn sich zu wehren, also lass uns die Augen schließen und davon driften. Ins Schlaraffenfragezeichenland. Wer weiß schon, was jetzt kommt. Egal, aber es soll gut sein. Einfach nur gut. Zu dir, zu mir, zu uns, zu allen. Schaue ich jetzt aus dem Fenster, grient mich dieser vollrunde, tiefgelbe Mond an, ein paar schwarze Zweige teilen ihn in unregelmäßig gezackte  Sektoren. Ja, und morgen ist Montag, der erste Tritt vom ewigen Trott in der Mühle, aber es ist schon ok. Eine sanfte Klaviermelodie schleicht sich von den weiß- schwarzen Tasten in meine Stimmung und später, wenn es wieder hell ist, werde ich wieder vorbeifahren an gelb blühenden Rapsfeldern und Wiesen. Tief einatmen und wissen, es ist Frühling, wieder und ich mache ihn mir bewusst, denn so wird es keinen zweiten geben.

Beautiful Vision

Beautiful Vision

Beautiful Vision (zur Musik aufs Foto klicken)

Wenn am Sonntag Wahlen wären… Heute ist Sonntag. Spring is in the air. Das Politbarometer macht freudig grüne Frühlingssprünge. Und ich denke mir meinen Teil. Völlig ohne Häme. Aber mit dem bestätigten Wissen, seit mehr als dreißig Jahren berechtigte Befürchtungen zu haben.  Wenn am Sonntag Wahlen wären… Und dabei habe ich doch täglich die Wahl, treffe Entscheidungen für meine am riesigen Kosmos gemessene kleine Existenz, welche für mich natürlich die Größte ist. Persönliche Relativitätstheorie. An den Weggabelungen des Daseins, in den Stunden der Trauer, der Freude oder auch in denen der Gefühlstaubheit. Immer deutlicher wird, dass die restliche offene Straße des Lebens gar nicht so klar vorstrukturiert ist, wie ich manchmal dachte und das kommt mir als langjährigem geistigen Offroader natürlich gut zu Pass. Diese Erkenntnis macht unruhig und neugierig zugleich, bringt zusätzlich wieder dieses Kribbeln der Entschlossenheit früherer Tage zurück, der Zukunft noch ein paar unvergesslich gute Zeiten abzutrotzen und faulen Kompromissen und verpassten Chancen ein weiteres Mal den Rücken zuzukehren und ihnen den Stinkefinger zu zeigen. Egal, ob ich nun den Highway To Hell entlang rase oder gerade die Stairway To Heaven empor stolpere.  Am endlichen Ziel werde ich in guter Gesellschaft sein. Ein Grund zur Eile besteht jedoch nicht. Gemach. Gemach. Gelassenheit und Pausen sind genau so wichtig wie all die Ziele,  durchatmen und genießen. Den Kopf und den Blick frei, das Herz offen und jedes Lächeln zählt. Die rohen Diamanten wollen gesehen und als solche erkannt werden. Langeweile bleibt ein Fremdwort und Bewegung ist die Medizin. Der positiv besetzte Kalender füllt sich zusehends mit Terminen, die durchaus später das Zeug haben können als gern wieder hervorgeholte Erinnerungen zu dienen. Die Welt ist groß, das Leben ist bunt und die Sonne lacht. Innen wie außen. Der Sack mit Wünschen und Träumen ist bestens gefüllt und wird niemals zu schwer.  Und gleich, ob im späten Kneipenzigarettenrauch oder frühen Morgennebel, ich werde sie nie verlieren diese wunderbare Vision vom eigentlichen und wahren Leben, sie wird mein Leuchtfeuer sein und mich weiter leiten. Und wenn du magst, komm einfach ein Stück mit. Oder zwei…