Pat McManus am 16.11.2009 im Spirit of 66, Verviers (B)

Pat McManus

Pat McManus

Auf dem Weg durchs Hohe Venn Richtung Verviers höre ich quasi als Einstimmung Pat’s CD «Live…and In Time». Mit jedem Kilometer und jedem weiteren Titel steigt meine Vorfreude auf dieses Konzert. 

Patrick Frances McManus ist nicht gerade das, was man einen Frischling auf den Bühnen dieser Welt bezeichnen kann. Er stammt aus einer sehr musikalischen Familie aus Derrylin, County Fermangh, Nordirland. Mit seinen Brüdern John und Tommy spielte er in den frühen Achtzigern in der Band «Mama’s Boys» (nicht zu verwechseln mit der Band gleichen Namens von Johnny Mastro aus den USA). Phil Lynott nahm sie mit auf die Abschiedstournee von Thin Lizzy. 

Heute ist er mit Gordon Sheridan am Bass und Paul Faloon an den Drums unterwegs. Wieder einmal ein klassisches Powertrio also. 

Und dass in diesem Trio Power steckt, spiegelt schon die oben erwähnte CD wieder, sieht man die Drei auf der Bühne, bekommt das Ganze weitere Dimensionen.
Ums vorweg zu sagen: Ein Konzert von Pat McManus ist nichts für Bluespuristen. Wer aber Bluesrock mag, wobei Pat hier auch mal gerne straffere Saiten spielt, die vereinzelt schon leicht hardrockig bis metallisch klingen, ist bei diesem irischen Wirbelwind bestens aufgehoben. 

Das musikalische Menü des heutigen Abends reicht somit von hart-, bluesrockigen, bluesigen bis hin zu besten irisch- folkigen Happen. Alles bestens garniert von entsprechenden Bass- und Schlagzeugfundamenten. Ein weites Spektrum wartet auf den geneigten Zuhörer. 

Pat McManus

Pat McManus

Spielfreude und technische Klasse kann man allen drei Akteuren bescheinigen. Die erste halbe Stunde greift ein Titel in den anderen, man hat eigentlich keine Chance, zu applaudieren. Dann erst meldet sich Pat das erste Mal zu Wort, um die etwa 60-70 Leute im Publikum zu begrüßen. 

Und da ist er, dieser irische Akzent, den ich so gerne höre. Und Irisches schimmert auch immer wieder durch die Titel. «Juggernaut» zum Beispiel steht in bester keltischer Tradition. Pat pflegt hier die Technik des Tappings, und das führt er so perfekt vor, dass einem beim puren Zusehen schon leicht schwindelig wird. Vom Sound her imitiert er hier die Uilleann Pipes, die irische Ausgabe des Dudelsacks. Ähnliches bei «Big Hair». Hören kann man im Prinzip eine zweite Gitarre, die eine Harmonielinie spielt. Das kennt man von Thin Lizzy, Allman Brothers oder auch Lynyrd Skynyrd. Um nur einige zu nennen. Möglich wird das durch ein kleines Effektpedal aus dem Hause Boss, dem Super Shifter. Wirklich beeindruckend. Das spart den zweiten Gitarristen und all die Folgekosten hierfür. 🙂 

Bei «Runaway Dreams», einem alten Titel der Mama’s Boys greift Pat mitten im Titel zur E- Geige und spielt hier die Fortsetzung seines Solo. Und wie! Pat grinst hinter seinem Geigenbogen hervor, ich stehe staunend einen Meter entfernt, rechtzeitig fällt mir noch ein, ein, zwei Fotos zu schießen. 

Pat McManus

Pat McManus

Als Ire hat er selbstverständlich eine besondere Affinität zum unerreichten Gitarrengott der grünen Insel: Rory Gallagher. «I Take What I Want» ist das erste Zeichen in die Richtung. Innerhalb von zwei Wochen höre ich diesen Titel zum dritten Mal live: Julian Sas und Larry Miller hatten ihn ebenfalls auf der Setlist. So groß die Lücke auch sein mag, Rory hinterlässt, umso deutlicher sicht- bzw. hörbar sind seine Spuren. Klar, die meisten Sechssaitenhelden aktueller Prägung verneigen sich immer noch vor Jimi Hendrix, aber immer mehr machen ihre Verehrung für Rory Gallagher deutlich. Gut so, weiter so, mehr davon. 

So richtig deutlich wird das in Pat’s Song «Return Of The G-Man». Textlich sind hier einige Anspielungen auf Gallagher Titel verarbeitet. Dazu beste irische, akustische Gitarrenarbeit im berühmten DADGAD- Tuning. Direkt im Anschluss «Out On The Western Plain», Huddie Leadbetter, aka Leadbelly, hat ihn geschrieben, Rory hat ihn 1975 auf seinem Album «Against The Grain» eingespielt. Pat hatte sich immer gewundert, wie Rory das auf der Gitarre spielt, bis dieser ihm das Geheimnis diseer speziellen Gitarrenstimmung verriet. „So habe ich es dann auch gelernt und kann es euch heute vorspielen.“ Was er dann auch tut. Wäre die Stimme nicht ein wenig anders, man könnte meinen… 

Natürlich weiß der gute Pat auch, wie man einen Blues spielt. «Low Down Dirty Blues» vom neuen Album «2pm» beispielsweise. Oder «Garbage Man» auch wieder à la Rory. Egal, in welches Stilgefilde Mr. McManus sich begibt, er hat das richtige und sichere Händchen dafür. 

Pat McManus

Paul Faloon & Pat McManus

Zugaben gibt es natürlich auch. Und die haben es nochmals in sich: „Manchmal spielen wir den Song, manchmal nicht. Und heute spielen wir ihn. «Black Rose» von Thin Lizzy.“ Wer den Song kennt: Hier perlen diverse irische Melodien durch die Saiten der roten Paul Reed Smith. Auch hier wieder authentische Harmonieläufe. Verblüffend dieser Sound. Thin Lizzy‘ s back in town…. Pat’s Stimme kommt der von Phil Lynott sehr nah. 

Leute, ich gebe es zu: Ich bin fertig mit der Welt. Das hatte ich hier und heute nicht erwartet. 

Aber wenn du denkst, eine Steigerung ist nicht mehr möglich, dann solltest du nicht zu einem Pat McManus Konzert gehen. 

Der wirklich krönende Abschluss resultiert aus einer eher traurigen und tragischen Tatsache: Am 16. November 1994 verstarb Pat’s Bruder Tommy. Also auf den Tag genau vor 15 Jahren. Anlass genug «Free Bird» anzustimmen. 

Es gibt die volle Breitseite. Irgendwie schafft es Pat, alleine das zu spielen, wozu Lynyrd Skynyrd drei Gitarristen brauchen. Jedenfalls kommt es mir so vor. Egal, ob beim Slide- oder Standardspiel. Ich bin hin und auch weg. 

Nach dem Gig stehen wir noch länger zusammen, Pat erzählt von Irland, den Rory Memorials, auf denen er spielt, Drummer Paul und Bassmann Gordon gesellen sich dazu. Alle drei strahlen über jeweils beide Backen. Sie sind hoch zufrieden und begeistert von der Atmosphäre heute Abend im Spirit of 66. 

Und die war außerordentlich gut. Und das an einem Montag! 

„Thanks a million…“, so verabschiedet sioch Pat von mir. Und ich denke, dass ich diese Worte schon einmal gehört habe… 

Fazit: Wer ein Konzert der ganz besonderen Art erleben will, ist bei Pat McManus, der übrigens ein sehr guter Freund von Barry McCabe ist, bestens aufgehoben. Uneingeschränkt empfehlenswert, wenn man nicht gerade zur Blues- Polizei gehört. 

Text und Fotos: © Tony Mentzel 

PS
In meinem Briefkasten lag heute Post aus Nordirland, über die ich mich sehr gefreut habe: 

Pat McManus

Pat McManus - Live...and In Time

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Bretonisches Tagebuch Teil 3: La Chèze – Blues au Château

 Mittwoch, 19.08.2009 
Affiche

Plakat

Für die Strecke nach La Chèze brauche ich knappe zwei Stunden. Ich habe keinerlei Ahnung, wohin ich mich wenden soll. So durchfahre ich zunächst den ganzen Ort, was schnell geschehen ist. Plakate, die auf das Festival hinweisen, gibt es reichlich, so auch einige Wegweiser. So folge ich einem dieser Schilder, fahre vorbei am örtlichen Campingplatz, dann vorbei an einem Weiher. Dort sitzt auf einer Bank eine ältere Dame. Ich frage sie, wo ich denn die Leute vom Festival finden kann. „Ah, c’est pour le blues…“, antwortet sie. „Ja, es ist wegen des Blues.“, bemerke ich erstaunt darüber, dass die Dame gleich Bescheid weiß. Sie verweist mich auf ein paar hundert Meter weiter: „Da sind so ein paar junge Leute, die werkeln schon den ganzen Tag herum, fragen Sie dort doch mal.“ Na, das ist doch mal eine Ansage, ich bedanke mich und setze meinen Weg fort.

Ich gelange auf einen Parkplatz, noch bevor ich einparken kann, entdecke ich bereits meinen Freund Philippe, dem ich die Einladung zu verdanken habe. Ich stelle meinen Wagen ab. Philippe hat mich bereits erspäht. Die Wiedersehensfreude ist groß. Und gleich doppelt. Denn jetzt erst bemerke ich, dass der Mann neben ihm Maurizio Pugno ist, für mich einer der interessantesten und besten Gitarristen, die Italien zu bieten hat. Er ist auch erst gerade angekommen. Mit der ganzen Familie – Frau und zwei Kleinkinder – im Auto, weil er nicht gerne fliegt. Philippe habe ich zweimal vorher getroffen, Maurizio einmal. Die Begrüßung allerdings ist so herzlich wie man es sonst bei langjährigen Freunden erwarten würde. So fühle ich mich gleich zu Hause. Philippe macht mit uns eine Platzbegehung, zeigt uns stolz, wo die einzelnen Bühnen stehen. Maurizio verabschiedet sich fürs erste: „Die Kinder müssen gewaschen werden und etwas schlafen.“

angekommen

Ronan, Philippe (weiße Kappe), Malika, X,X, Stephane, ich, Dik Banovich (Hut) Foto: Pascal Auffret

Wir treffen auf Ronan, den Hauptverantwortlichen des «Blues au Château» und einige Mitorganisatoren. Ronan meint, es wäre Zeit, einen auf das gute Gelingen des Festivals zu trinken. Also halten wir Einzug in eine Kneipe. In deren Hinterhof stehen einige Tische, die schnell zusammengestellt sind. Hinzu gesellt sich Dik Banovich- Er ist gebürtiger Schotte und hat sich vor einigen Jahren in der Bretagne niedergelassen. Er wird das Festival am heutigen Abend mit seinem Auftritt eröffnen. Die Stimmung ist prächtig und erwartungsvoll, ich fühle mich sofort ins Geschehen integriert. So wird es dann auch all die Tage bleiben. Verständigungsschwierigkeiten gibt es keine. La Chèze ist der friedlichste Platz auf Erden.

Nach Dik Banovich’s Solo- Auftritt der eine gelungene Einstimmung auf die folgenden 5 Bluestage geboten hat, folgt als Open- Air Kino der Film: «The Road To Memphis» aus der Martin Scorcese- Reihe «The Blues».

Dik Banovich

Dik Banovich eröffnet das Festival

Es ist irgendetwas nach Mitternacht, als der Film zu Ende ist. An Schlaf ist allerdings noch nicht zu denken. Ein kleiner Auto- Convoy macht sich auf die vier, fünf Kilometer weite Strecke zum Haus von Ronan, das etwas außerhalb liegt. Hier sind einige der Musiker untergebracht und hier werde ich auch mein kleines Zelt im Garten aufschlagen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich in dem kleinen Wohnzimmer um den Tisch versammeln. Die Stimmung ist weiterhin gut, ein wenig ausgelassen sogar, das, worauf so viele hingearbeitet haben, ist endlich im Gange, das Festival hat begonnen. Plötzlich werden zwei Gitarren gereicht, die erste Session nimmt ihren Lauf.

Roll&Mathieu

Roll Pignault & Mathieu Pesqué

 Mathieu Pesqué und sein Kumpel Roll geben ein paar ihrer Songs zum Besten und so geht es munter weiter bis tief in die Nacht. Es muss so gegen halb fünf sein, als Roll und ich als die letzten Übriggebliebenen immer noch Musik machen und J. Sintoni und dessen Kumpel Marco aka Mr. Banana durch die Tür kommen. Nach dem Flug aus Italien und der anschließenden etwa sechs- stündigen Autofahrt hierhin sind sie reichlich ko. Der Bitte, ein wenig noch von ihren Künsten zu zeigen, folgen sie ohne großes Zögern. Mal eben so improvisieren die Beiden ein paar Titel im Stil von Django Reinhardt. «Nuages» wird zum Beispiel zitiert.

Jay & Mr Banana

Jay Sintoni & Mr. Banana

Als die beiden Italiener nach etwa einer Stunde ihre Zimmer aufsuchen, beschließen Roll und ich die Nacht nun wirklich zu einer „Nuit Blanche“ zumachen und als der Tag erwacht, sitzen wir auf der Terrasse und erzählen aus unseren Leben. Christian, Ronan’s Vetter, gesellt sich dazu, stellt drei Weingläser auf den Tisch und gießt eiskalten Rosé hinein. „So ist das richtig, Jungs! Santé!“, lacht Christian. Wir stoßen an auf das Leben, das so herrlich unkompliziert sein kann und prall, wie diese Nacht gezeigt hat. So haben wir jetzt konsequenterweise ein petit déjeuner, ein Frühstück der anderen Art.

Ein weißer Transporter rollt auf den Hof. Ihm entsteigen Tonky de la Peña und sein Sohn. Sie kommen direkt aus Madrid. Nach einer kurzen Begrüßung begeben sie sich auf ihr Zimmer. Es ist gegen neun Uhr etwa, ich sitze auf dem Sofa und schlummere sanft ein.

Donnerstag, 20.08.2009

Als ich wach werde, ist es gegen Elf. Irgendwer hat Kaffee gekocht, entsprechender Duft macht sich breit. Ich hole mir eine Tasse und beschließe, endlich mein Zelt aufzubauen.

Für zwölf Uhr ist das Mittagessen anberaumt. Ich fahre mit Tonky ins Städtchen. Als wir ankommen ist die komplette italienische Crew schon vor Ort. Maurizio Pugno, Mauro Ferrarese, Marco Pandolfi, der Drummer Guliano Bei und der Bassmann Mirco Capecci. Ein herzliches Hallo und die Tafel ist eröffnet. Es gibt leichte Kost: Salate, Taboulé, Brot , Obst und Käse. Dazu Wasser, Cola, Wein.

Mittagessen

Mittagessen

 

Babylonische Sprachverhältnisse: Italienisch, Französisch, Spanisch und wenn gar nichts mehr geht, dann eben Englisch. Mittenmang ich als einziger Deutscher, der sich jedoch so sauwohl fühlt wie schon lange nicht mehr.

Session

Mr. Banana, J. Sintoni, Tonky de la Peña

Nachmittags spielen sich Tonky, Jay Sintoni und Mr. Banana für das abendliche Sessionkonzert ein, ich schließe mich ihnen gerne an, Standards wie «That’s Alright Mama» oder «The Midnight Special», «Rock Me Baby», eben so’n Zeugs, das jeder kennt, machen mit den drei Herrn so richtig Spaß, da flitzen die Solofinger nur so über die Saiten, der Gesang artet nie in Grölerei aus, sogar Mehrstimmigkeit wird geprobt. Als Percussion dienen eine leere Plastikcolaflasche, aus der man mit richtiger Fingeranschlagstechnik Tabla- ähnliche Klänge entlocken kann oder eine metallene Käsereibe, die Mr. Banana mit seinem Feuerzeug traktiert. Das vierfache Footstomping rundet den rhythmischen Einsatz perfekt ab.

Siestatime. Tonky will vor dem Auftritt noch etwas ruhen. „Wir haben ja noch Zeit genug.“ So seine Worte. Er begibt sich auf sein Zimmer.

Abfahrt

Mr. Banana, Tonky de la Peña, J. Sintoni

Um 18 Uhr ist für Señor de la Peña eigentlich Showtime. Gegen 18:15 Uhr kommt er gut gelaunt aus dem Haus und fragt, ob wir denn endlich losfahren können. Ich muss lachen. Hier treffen deutsche Pünktlichkeitserziehung und mediterraner Gleichmut friedlich aufeinander. Wir verstauen Tonky’s rote Gibson ES 335 und seinen Amp in mein Auto und fahren hinunter in den Ort zum Schloss. 

Auch hier keinerlei Hektik, nur Gelassenheit. Etliche Zuschauer haben sich schon eingefunden, die gesamte italienische Prominenz, für die Tonky und ich bereits den Nickname «The Bluesolinis» festgelegt haben, ist bereits versammelt.

Das Festival

Die Acts verteilen sich über die fünf Festivaltage, hier wird in verschiedenen Zusammensetzungen gespielt, akustisch wie elektrisch. Auf die Art hat man das seltene Glück, all diese Künstler innerhalb kurzer Zeit mehrfach zu erleben. Die meisten der Musiker bleiben für die gesamte Dauer des Festivals vor Ort, sie sind auf mehrere Gastgeber verteilt privat untergebracht. Man trifft sich dann zentral zum gemeinsamen Mittag- bzw. Abendessen, das bietet reichlich Gelegenheit zum Kennenlernen und zu angeregten Gesprächen. Auch die Konzerte der Kollegen verfolgt man gemeinsam. So sitze ich dann beispielsweise mit Mauro Ferrarese und Marco Pandolfi auf dem Rasen und wir lauschen gemeinsam der wunderbaren Musik von Doug MacLeod.

Überhaupt liegt über diesem Festival eine äußerst familiäre Atmosphäre. Die Hälfte des 600 Seelenstädtchens La Chèze scheint irgendwie mit in der Organisation und der Umsetzung involviert zu sein, vom Soundmix bis zum Getränke- und Speisenverkauf passiert alles auf Initiative der freiwilligen Helfer. Es gibt sogar ein gut funktionierendes Jugendprojekt, das sich mit der Durchführung dieser Veranstaltung befasst. Die Jugendlichen werden mit bestimmten Verantwortungen und Aufgaben (wie zum Beispiel Licht oder Bühnenauf- und -umbau) in die Abläufe eingebunden.

Doug&Co

Doug McLeod, Mauro Ferrarese, Mr. Banana, Mirco Capecci, Maurizio Pugno

Apropos Speisen: Galette wird aus Buchweizen hergestellt und ist die herzhafte Variante der bretonischen Crêpe. Sie wird hier angeboten – und das ist der Renner – als Galette Saucisse, einer Bratwurst vom Grill, eingerollt in eben einer Galette. Irgendwer, ich glaube, es war Tonky, hat dieses Gericht scherzhaft als „bretonischen Hot Dog“ bezeichnet.

Die meisten Konzerte finden unter freiem Himmel statt, der bretonische Wettergott, ist Bluesfan und so haben wir bis auf einen halben bewölkten Tag immer feinsten Sonnenschein. Diese open air Veranstaltungen sind für die Besucher kostenfrei. Lediglich für die beiden Abendveranstaltungen am Freitag und Samstag wird ein Eintritt von je 10 Euro erhoben, Kombipreis für beide Konzerte 17 Euro. Das ist äußerst bescheiden und nur möglich, da das Festival neben den freiwilligen Helfern auf eine stabile Zahl von Sponsoren zurückgreifen kann. Darüber hinaus fließt der Reinerlös in die Kasse zur Instandhaltung des historischen Herrenhauses des Schlosses. Ein von Begeisterung für den Blues getragenes Non- Profit Unterfangen also.

MMM

Maurizio Pugno, Mauro Ferrarese, Marco Pandolfi

Die fünf Tage und Nächte vergehen wie Flug. Immer wieder gibt es tolle Konzerte mit magischen Momenten. Sehr beeindruckend finde ich die beiden Auftritte von Doug McLeod. Der Mann hat etwas Magisches, ja Mystisches. Er versteht es, sein Publikum ohne Umschweife in seinen Bann zu ziehen. Als Musiker ist er absolute Weltklasse, dazu ist er ein begnadeter Songwriter und versteht sich auch bestens auf die Moderation seiner Titel. Man kann nicht anders, man muss ihm zuhören. Und das ist jede Sekunde wert.

Harmonien überall und nicht nur was die das Musikalische angeht. Es ist ein friedliches Fest mit vielen Menschen, die eins verbindet: Die Liebe zur Musik, die Liebe zum Blues. Wenn man bedenkt, wie viele Vertreter verschiedener Nationen hier auf einander treffen, fällt es einem noch schwerer zu verstehen, wie sich Menschen kriegerisch in die Haare bekommen können.

Vor 40 Jahren war Woodstock, das ist die kleine Jubiläumsausgabe hier.“, sage ich zu Tonky. Der lacht und meint: „Right, but where are the naked girls?“

Sonntag, 23.08.2009

Der heutige Abend und damit auch das Festival schließt mit einer gigantischen open air Jam- Session. Alle verbliebenen Akteure betreten nochmals die Bühne, um mit der Band um Mike Sponza den einen oder anderen Überraschungstitel zu improvisieren. Ein grandioser Abschluss eines grandiosen Festivals mit grandiosen Musikern. Bereits, als der letzte Ton verklungen ist, macht sich etwas wie Melancholie breit, nicht nur bei mir, sondern bei allen Beteiligten, den Tonleuten, den Musikern, den Zuschauern, den Veranstaltern. Es war ein Mammutprogramm. Ja, in der Tat. Es war eine Riesendosis Blues. Für mich ist klar, dass ich von all dem Erlebten erst einmal Abstand gewinnen muss. Es war viel, sehr viel. Eindrücke, Gespräche, Begegnungen mit Menschen, die einem schnell ans Herz wachsen.

Byebybe

Abschiedsfoto

Alle werden zu einem Abschlussfoto in den Saal gebeten. Für alle Beteiligten gibt es noch eine Paket mit bretonischen Spezialitäten. Abschiedsstimmung macht sich breit. Einige bleiben noch den Montag. Ich werde weiter ziehen. Noch ein paar Tage Urlaub in der Bretagne, diesem schönen Fleckchen Erde. Eins wird sicher bleiben: Die Erinnerung an ein tolles Bluesfest. Lob und Danke an die Organisatoren und Musiker, alle haben einen super Job gemacht. Hier die Liste der an der Ausgabe 2009 von «Blues au Châateau» beteiligten Künstler:

Aus Frankreich: Matthieu Pesqué & Roll Pignault so wie Texaroma, aus Spanien Tonky de la Peña, aus Italien Maurizio Pugno, Mauro Ferrarese, Marco Pandolfi, Mike Sponza, J. Sintoni & Mr. Banana, Enrico Crivellaro, aus Österreich Raphael Wressing, aus Schottland Dik Banovich, aus den Niederlanden Little Louis, aus Kanada Mike DeWay und aus den USA Doug MacLeod.

Ich habe eine Menge netter Leute kennen gelernt. Mit Mauro Ferrarese und Tonky de la Peña habe ich ausgedehnte Gespräche über Musik und das Leben geführt. Wobei das Eine durchaus für das Andere stehen kann. Und umgekehrt. Die Grenzen verlaufen hier ziemlich schnell und leicht. Mit Beiden verbindet mich etwas Bleibendes. Das war bislang unentdeckterweise schon vorher so und wird es von nun an auch sicher bleiben. Auch wenn wir uns vorher nie gesehen hatten, so gehen wir jetzt als Freunde auseinander. Ähnlich geht es mir mit Maurizio Pugno, Mathieu Pesqué und Roll. Und klar, natürlich auch mit Philippe. Wir werden alle in Kontakt bleiben und uns hoffentlich bald wiedersehen.

Load-out

The Load-out: Philippe, Tonky & Helfer

À l’année prochaine, si le ciel me ne tombe pas sur la tête…bis zum nächsten Jahr, wenn mir der Himmel nicht auf den Kopf fällt…Vive le blues…

PS
Die Kontakte bestehen nach wie vor:

Philippe und Ronan sind bereits fleißig bei den Vorbereitungen für die Ausgabe 2100 von «Blues au Château». Erst heute erreichte mich eine Mail von Maurizio und wenn alles klappt, werden wir uns im Dezember wiedersehen. Mauro schreibt mir ebenfalls heute, dass noch dieses Jahr eine neue CD einspielen will und dass er im Winter lieber auf Wein umsteigt und das Bier dem Sommer überlässt. Und irgendwann werde ich die vertraute Frage wieder hören: „Un‘ altra birra, Tony?

Vargas Blues Band am 01.11.2009 im Topos, Leverkusen

 

Javier Vargas
Javier Vargas

Ich habe einige Konzerte besucht in den vergangenen Monaten. So stelle ich mir oft die Frage, was ist denn nun und gerade bei diesem Konzert anders und besonders im Vergleich zu den Vorherigen?

Ist es dieses Mal Javier Vargas’ Gitarrenspiel, Tim Mitchell’s Gesang? Luis Mayo’s Bassspiel, Alvaro Tarquino Chevere’s Percussion. oder dessen Gesang oder ist es Peter Kunst mit seiner Art das Schlagwerk zu bedienen?

Ich denke, dass es wie jedes Mal nicht die Einzelcharaktere ist, sondern die Chemie zwischen den Agierenden. Das Gemisch der Fähigkeiten und Persönlichkeiten.

Ich vermute, über die Virtuosität eines Javier Vargas an der Gitarre brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Sie steht und fällt in keiner Sekunde hinter den Erwartungen zurück. Besonders möchte ich seine Technik erwähnen, zwischen Standard- und Slidespiel zu wechseln. Mir war gar nicht so bewusst, was für ein grandioser Slider Señor Vargas ist. Er beherrscht alle von ihm angeschlagenen Stilarten. Das reicht vom schwärzesten Blues über Bluesrock und Latino bis hin zum Hardrock. Kurz: Ein Meister des Fachs Gitarre. Basta.

Seine Mimik verrät, dass er in seinem Spiel aufgeht. Die Augen hat er meist geschlossen. Javier Vargas wirkt in sich gekehrt, introvertiert und immer auf der Höhe des Geschehens.

Tim Mitchell

Ganz anders Tim Mitchell. Ein wahres Showtalent. Die sprichwörtliche „Rampensau“. Er gestikuliert, mimt, tanzt, schreitet, dreht sich um die eigene Achse, gibt den Clown. Aber alles wirkt so natürlich und leichtfüßig, man bekommt keine Sekunde den Eindruck, hier sei etwas aufgesetzt.

Dazu ist dieser Mann noch mit einer Stimme gesegnet, die es in ihrer Variationsmöglichkeit locker mit der eines Al Jarreau aufnehmen kann. Da ist alles drin, die ganze Bandbreite vom Falsettgesang bis hinunter in die Tiefen eines Barry White. Ob er nun leise oder laut, sanft oder rau singt, er weiß mit seiner Stimme zu spielen. Es macht Spaß, ihm zuzuhören und zuzusehen.

Auf der Setliste stehen Songs wie: «Big Boss Man», «Texas Tango», «Black Cat Boogie», «People Get Ready» oder «Sad Eyes».

Bassisten stehen zu Unrecht oft im Schatten der anderen Akteure auf einer Bühne. Es mag sein, dass dieses ihnen oft angenehm ist, nicht so im Rampenlicht zu stehen. Sie tun brav ihren Job und dienen somit dem Großen und dem Ganzen.

Javier Vargas

Anders heute Abend: Luis Mayo, der Mann aus Argentinien und bisheriger Backgroundsänger, tritt für einige Songs ans Mikrofon. Tim Mitchell hat die Bühne verlassen und ihm damit den Hauptgesangspart überlassen.

«Blues Local» Luis Mayo singt auf Spanisch. Jetzt kommen bei den Songs die Latinoadern durch. Luis singt mit solchem Charme und solcher Inbrunst, dass man schon automatisch nach Tränen stillenden Hilfsmitteln sucht.

Fazit: Ein tolles Konzert mit ebenso toller Bühnenshow, fünf gut aufgelegte Musiker und ein mitgehendes Publikum. Was will man mehr an so einem Konzertabend als gute Unterhaltung. Und die hatten alle, die da waren.

Unbedingt nicht verpassem, wenn in der Nähe….

Vargas Blues Band

Text und Fotos © Tony Mentzel

Larry Miller am 03.11.2009 im Talbahnhof, Eschweiler

Larry Miller

Larry Miller

Es ist meine dritte Begegnung mit diesem britischen Musiker und diese Begegnungen sind auch irgendwie immer welche der dritten Art.

Larry Miller ist nicht nur ein ausgezeichneter Gitarrist und Sänger, er ist zudem ein hervorragender Comedian und somit, wenn man das alles zusammennimmt, ein gnadenlos guter Entertainer.

Die etwa 60-70 Leute im Publikum bekommen heute Abend im Eschweiler Talbahnhof für 12 Euronen eine Show mit absolut hohen Unterhaltungswert.

Larry weiß mit dieser zunächst zurückhaltenden und abwartenden Masse umzugehen. Slapstick gerecht stolpert er auf die Bühne, taumelt bis zum Mikrofon und ruft dort hinein: „I wanna hear some noise!“ Verhaltene „Noise“ Bekundungen reichen ihm nicht, er will mehr. Und er bekommt mehr. Und noch mal mehr. Und schon hat er das Publikum in der Tasche.

Er wird zwei Sets spielen und Songs hat er reichlich im Gepäck, aus eigener wie aus fremder Feder. Das Programm ist musikalisch abwechslungsreich und gleichzeitig auf höchstem Niveau und wird zusätzlich gewürzt durch Larrys humorvolle Zwischentexte.

Stilistisch bewegt sich Mr. Miller zwischen seinen beiden großen Vorbildern Jimi Hendrix und Rory Gallagher. Ein Beispiel hierfür ist «Messing With The Kid», das Junior Wells 1960 als erster aufnahm und von dem es mittlerweile zig Versionen gibt. Eins der für mich besten Cover ist das von Rory Gallagher, an dessen Version die Interpretation von Larry Miller stark angelehnt ist. Es ist der zweite Titel im ersten Set und jetzt ist bereits klar, wohin die Reise heute Abend gehen wird: Blues und Bluesrock vom Allerfeinsten wird von Larry und seinen beiden Begleitern Derek White am Bass und Simon Baker an den Drums. Die Beiden unterstützen Larry’s Gitarreneskapaden aufs Vorzüglichste. Egal, ob die Songs «Sinking Sun», «Calling All The Angels», «Mr. President» oder Daddy’s Car» heißen.

Mit dieser neuen Besetzung kommt mir das alles noch druckvoller vor als ich es noch in Erinnerung hatte. Vielleicht liegt es auch daran, dass Larry’s Hauptgitarre heute nicht seine Les Paul (die hat er wohl daheim gelassen) ist, sondern eine im Lack ziemlich ramponierte Stratocaster.

Als dann Rory’s «I Take What I Want» in einer gefühlten 10 Minuten Version erschallt und den Raum füllt, fühle ich mich zum letzten Freitag, das heißt zu dem großartigen Konzert von Julian Sas zurück-versetzt. Diese beiden Interpretationen stehen sich in der Qualität in nichts nach.

Bei der ersten Zugabe kommt dann Larry’s exotisch dreinschauende Vox Gitarre noch zum Slideeinsatz: Wie zu erwarten folgt der «Bullfrog Blues» und der hat es wirklich in sich. Larry Miller weiß auch als Slidegitarrist zu überzeugen.

Mit einer Zugabe lässt sich das begeisterte Publikum nicht abspeisen. Es folgen also noch zwei Weitere. Larry spielt hier ein kleines Jimi Hendrix Set, dafür nimmt er die wohl eigens zu diesem Zweck mitgebrachte schneeweiße Strat aus dem Guitarstand. Erinnerungen an Jimi’s Axt in Woodstock? Und was spielt Mr. Miller? «Purple Haze», gefolgt von «Star Spangeled Banner», gefolgt von «Voodoo Chile». Lustig, denn Jimi spielte die Titel in Woodstock in umgekehrter Reihenfolge. Nicht desto trotz kommen die Hendrixsongs sehr authentisch aus den beiden Marshall- Stacks. Ein nostalgischer und wahrer Hörgenuss wie zuvor schon «Red House».

Jetzt ist die werte Zuhörerschaft ganz aus dem Häuschen und die Zugaberufe wollen nicht verhallen. Larry stolpert ein letztes Mal auf die Bühne und gleich das erste Riff lässt erkennen, dass «Hey Joe» der nächste Song sein wird.

Mann, oh Mann! Larry Miller braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Er bringt die Titel mit einer schon fast provokanten und selbstverständlichen Leichtigkeit und einem grimassierenden Mordsspaß herüber und das dazu noch absolut treffsicher in Sound und Spieltechnik. Ein brillanter, furioser Abschluss eines brillanten und furiosen Konzerts, das in seiner Art der Darbietung seines Gleichen sucht.

Fazit: Dazu möchte ich Klaus Schmidt von Tourworks zitieren, der seinen Schützling so ankündigt: „Erfreulich, dass so viele zu diesem Konzert gekommen sind, schade für die, nicht hier sind und die wieder einmal einen tollen Konzertabend verpassen werden.“ Genauso war es, ist es und wird es sein, deswegen Larry Miller und Band beim nächsten Mal unbedingt nicht (schon wieder) verpassen.

Text & Fotos © 2009 Tony Mentzel

Julian Sas am 30.10.2009 im Saal Birgit, Viersen

Julian Sas13_resizeFällt der Name Julian Sas, fangen viele an zu schwärmen.  Man muss ihn im Konzert erleben. Eine prima Gelegenheit dazu war letzten Freitag im Saal Birgit in Viersen. Live ist live und da kann die CD- oder DVD- Aufnahme eines Konzerts qualitativ noch so hoch sein, an das eigentliche Live- Erlebnis einer solchen Show reicht dies nicht heran. Der Mann hat eine Bühnenpräsenz wie kaum ein anderer. Er wirkt niemals angestrengt, ist immer Teil seiner Musik, ja geht richtig in dieser auf. Seine Emotionen drückt er hauptsächlich durch sein Gitarrenspiel aus, das einerseits technisch versiert ist, aber auch durch und durch emotional. Dazu noch der Gesang, in den er die ganze Kraft seiner Stimme legt. Da darf’s dann auch mal ein kräftig gebrülltes „Yeah“ abseits vom Mikro sein.

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Julian Sas

Nachdem die Band zuvor einen Keyboarder hatte, spielt sie heute als Power- Trio. Neben Julian Sas sind das: Tenny Tahamata (Bass) und Rob Heyne (Drums). Das Zusammenspiel der Drei ist erstklassig, jeder von ihnen hat genügend Freiräume, die auch genutzt werden. Dies ist der große Vorteil derartiger Formationen. Bass und Schlagzeug haben durchaus ihr Eigenleben, bilden jedoch auch ein auf einander eingespieltes und abgestimmtes Team, das die Basis für Julians gitarristische Höhenflüge bildet. Blues-, Boogie- und Rockriffs wechseln sich ab, genauso wie der Meister die Gitarren wechselt. Les Paul in Sunburst Finish, gefolgt von Stratocaster mit ebenfalls, aber erheblich angekratztem Sunburst Finish und umgedrehtem Hals,  gefolgt von einer Gibson Firebird, gefolgt von einer dunkelroten Gretsch, Solid Body mit Bigsby Tremolo. Das Wechselspiel geht munter hin und her. Egal, welche „Axt“ der Meister da in Händen hält, bei ihm sind sie alle gut aufgehoben. Verstärkt wird das Ganze über einen Marshall- Stack JCM 900 und verfeinert durch eine Anzahl diverser Bodeneffekte, wie den Ibanez Tube- Screamer und ein Vox WahWah- Pedal. Julian spielt einige neue Titel.

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Julian Sas

Dass Julian Sas eine Affinität zu Rory Gallagher hat ist sicher kein Geheimnis. Für viele ist er der legitime Nachfolger des 1995 verstorbenen Iren. Dem kann man durchaus zustimmen, besonders, wenn man Julian’s Version von «I Take What I Want» hört. Doch es ist mehr als eine punktgenaue Replik dieses Titels. Diese Version ist auch eine Verneigung des Künstlers Sas an den Künstler Gallagher.

Und damit ist das musikalische Claim von Julian Sas bestens abgesteckt. Seine eigenen Titel bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen Hendrix und Gallagher, immer auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel.

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Tenny Tahamata & Julian Sas

Genau das ist es, was Leute wie Julian Sas oder eben Rory Gallagher ausmacht. Sie sind sich selbst treu, authentisch. Das gibt den Fans Planungssicherheit bezüglich ihrer Erwartungen und die Gefahr enttäuscht zu werden ist äußerst gering.

Mein Dank gilt auch der Crew vom Saal Birgit in Viersen, die wieder einmal einen klasse Job gemacht hat. Man darf sich auf weitere Konzerte in dieser Location freuen.

Deborah Coleman am 24.10.2009 in Schmallenberg

Deborah Coleman

Deborah Coleman

 

„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich, zumindest was mich angeht, ein wirkliches Bedürfnis habe, es lebendig und spontan zu halten. Das ist, was mir wichtig ist und ich denke das ist es auch bei den meisten in meinem Publikum.

Diesem in einer Pressemitteilung geäußerten Lippenbekenntnis lässt Deborah Coleman Taten folgen, an diesem Samstagabend im Oktober im sauerländischen Schmallenberg.

Und diese Taten haben es in sich, soviel sei schon verraten, wobei die Mittäter das Ihrige und das zum Besten tun: Roger Inniss am sechssaitigen Bass, Denis Palatin (oft und gerne gesehen als Trommler des Blues Caravan) an den Drums und ein weiterer Gitarrist, dessen Name zwar mehrfach genannt wurde, ich aber im beigeisterten Publikumstumult leider nicht verstehen kann.

Was vom ersten Titel an von der Bühne auf uns Zuhörer niedergeht, ist eine geballte Bandleistung. Klar, Deborah Coleman ist die Frontfrau. Aber die von ihr gewünschte Forderung nach Lebendigkeit und Spontaneität erfüllen ihre drei Mitmusiker bis in die Haarspitzen.

Es findet sich nicht ein Song, der einfach nur herunter gespielt, im 08-15 Gewand daher käme. Dass Musik Gefühle zum Ausdruck bringt, ist hinlänglich bekannt, hier ist es mehr, weitaus mehr, hier ist wahre Leidenschaft im Spiel.

Kaum einer der Titel kommt unter zehn Minuten Spieldauer. Sie sind gespickt mit Spannungsbögen, die immer wieder von neuen Ideen aller Beteiligten gestaltet werden. Die Bass und Rhythmusmaschinerie, genial besetzt durch Roger Inniss und Denis Palatin, beide nach meinem Dafürhalten Weltklassemusiker, die zudem so was von gut aufeinander eingespielt sind, treibt unerbittlich nach vorne. Deborah spielt ihre Soli auf ihrer Telecaster in sich versunken mit geschlossenen Augen. Und das alles sauber auf den Punkt, hier gibt es keinerlei Ausfälle.



Songs wie «I’m A Woman» oder «Them Changes» gehen einem in Mark und Bein, letzteres will dann auch gar nicht mehr still stehen. Der Sound ist optimal, vor der Bühne wird getanzt, das Publikum ist bestens drauf. Was will man mehr?

Doch es gibt diesen Wunsch nach Mehr, der wird öffentlich durch nicht anhaltende Zugaberufe. Lange lassen sich die Vier auch nicht bitten. Sie kommen diesem Wunsch in reichlich bemessener Form nach.

Die musikalische Darbietung ist natürlich modern, doch die Art der Interpretation erinnert mich an Konzerte aus den frühen Siebzigern. Auch hier wurde den Bandmitgliedern genügend Raum und Zeit geboten, ihre Qualitäten solistisch unter Beweis zu stellen. Damals wurde auch improvisiert, was das Zeug hält. So auch heute und bei dieser Band.

Man feuert sich gegenseitig an zu interessanten Läufen und Wendungen, nimmt sich gegenseitig mit auf Tonreisen und -eskapaden, die jedoch niemals im Nirvana verlaufen, sondern auch immer zielsicher wieder zum eigentlichen Song zurückführen.

Diese Darbietung beschert uns, den Zuhörenden und Zuschauenden, eine atmosphärische Dichte von nicht erahntem Ausmaß. Selbst mir, der diese Band erst zuletzt vor einem halben Jahr gesehen hat, bleibt nur enthusiastisches Staunen ob dieser Steigerung zum Konzert vom April.

Fazit: Zumindest muss ich nicht meckern, was die Publikumsgröße angeht. Es tut gut zu sehen, dass Blues auch immer wieder so viele Menschen in seinen Bann ziehen kann. Dafür danke ich den Veranstaltern und auch den Musikern an diesem Abend. Und was Deborah Coleman und ihre Band anbelangt, spreche ich ein „Unbedingtnichtverpassen“ mit Auszeichnung aus.

Text & Fotos © 2009 Tony Mentzel

Joanne Shaw Taylor und Band am 03.10.2009 im Café de Weegbrug, Roermond (NL)

Die Frau hat es einfach drauf und mir gefällt ihre Präsentation von Mal zu Mal besser. Ihre Stimme ist heute noch etwas rauer und rauchiger, was an ihrer leichten Erkältung liegen mag. Über ihre klasse Gitarrenarbeit brauche ich nichts mehr zu sagen, das steht schon an anderer Stelle beschrieben. Heute spielt sie lediglich ihre Fender Telecaster. Der optimale Sound für ihre ohne Schnörkel gespieltem Titel, beispielsweise: «Bones», «Time Has Come». Sogar einen Hendrix Titel hat sie im aktuellen Gepäck: «Manic Depression». Klar, der Knaller ist wieder einmal «Blackest Day» und klar auch, hier mit einem richtigen Ende und nicht diesem Fade- Out wie auf der CD. Live klingt Joanne sowieso besser als das der Silberling einfangen konnte.

Joanne, mach weiter so, du hast das Zeug zu einer ganz Großen. Begleitet wird sie heute von Andy Taylor am Bass und Nick Gibbs am Schlagzeug. Ein Powertrio in bester britischer Bluestradion mit reichlich frischem (Auf)Wind.

Mark Selby am 23.09.2009, Altes Pfandhaus, Köln

Mark Selby

Mark Selby

Um ca. 20:20 Uhr beginnt Mark Selby solo mit Bob Dylan’s Song «Down in the Flood» das Programm. Und sofort ist sie da, die Magie, die von seiner kernigen und tonsicheren Stimme und seinem grandiosen Gitarrenspiel ausgeht.Mark hat aus den USA seine aktuelle Band mitgebracht Charles „Chopper“ Anderson am Bass und den „Groover aus VancouverDarryl „BB“ Burgess (Drums und Backgroundgesang).

Es ist genau dieselbe Besetzung, mit der Mark Selby bereits am 23.10.2008 sein Rockpalast Konzert eingespielt hat, das gerade eben als CD und DVD unter dem Titel «One Night In Bonn» erschienen ist.

Im Prinzip bilden die auf den beiden Medienträgern enthaltenen Titel auch die Grundlage für den heutigen Konzertabend, der in zwei Sets bestritten wird.

So finden wir Titel wie: «She’s Like Mercury», «Dirt», die wunderbare Ballade «Baby, I Do», «You’re gonna Miss My Love», «More Storms Coming» oder «Guitar In The Rain», was zu meinem Entsetzen auf der Live- CD leider fehlt.

Es gibt auch die eine oder andere weitere Cover Version, so zum Beispiel «You are so beautiful», der Song, den Joe Cocker bekannt gemacht hat. Den Gesangspart hierbei übernimmt Darryl „BB“ Burgess, dessen Timbre stellenweise an das vom unvergleichlichen Joe erinnert, das macht Darryl auch ganz gut, kann aber im Vergleich zu Mr. Cocker’s Möglichkeiten sicher nicht bestehen. Das ist eben das Risiko bei Coversongs, man wird immer am Original gemessen und die Cocker’sche Vorlage ist stimmlich kaum zu schaffen. Der einzige Ausweg hier wäre, etwas komplett Neues daraus zu schöpfen. Zumindest fehlen hier glücklicherweise die schwelgenden Streicher des Originals, der Song bekommt durch diese Trio Interpretation eine neue, intimere Dichte. Einfach Augen zu und wegdriften, am besten zu dem Menschen, dem man genau in diesem Augenblick sagen möchte, wie wunderbar er ist.

 Es ist schon eine tolle Atmosphäre in diesem u-förmigen Amphitheater gleichen Raum, den das Alte Pfandhaus für Konzerte bereithält. Die ausgewogene Akustik erlaubt es, dass auf Tonabnahme von Bass, Gitarre und Schlagzeug verzichtet werden kann. Allein der Gesang wird über die Soundanlage verstärkt.

Das einzige Knock-out Kriterium an diesem Abend ist die geringe Zuschauerzahl von etwa vierzig. Für eine Millionenstadt wie Köln sicher eine nicht zu erwartende Untermenge. Selbst für einen Mittwoch. Es mag sein, dass der Eintrittspreis von 24 Euro an der Abendkasse eine abschreckende Rolle gespielt hat. Aber zu diesen Preis bekommt man an nun auch eine entsprechende Gegenleistung. Schade, dass so wenige Leute hier sind, um einer Band zu lauschen, die alles gibt und mit bester Spiellaune und das gute zwei Stunden lang. Genau das nenne ich Professionalität. Hier werden somit nicht die Anwesenden, sondern die Ferngebliebenen bestraft. Denn Konzertabende von solcher Qualität und dazu noch in solchem Ambiente findet man selten.

Denen, die nicht dabei sein konnten oder wollten möchte ich die aktuelle CD oder auch die entsprechende DVD wärmstens ans Herz legen. Hier bekommt man einen recht guten Eindruck von Mr. Selby’s Musik und von der gesamten Konzertatmosphäre.

Das Konzert endet, wie es begonnen hat: Mark spielt und singt solo. Und zwar seine wunderschöne Fassung des 60-ger Jahre Welthits von Procul Harum: «A Whiter Shade Of Pale». Im Saal ist es mucksmäuschenandachtsvoll still und man hätte sicher die ebenso berühmte wie sprichwörtliche Nadel fallen hören können, selbst beim Auftreffen auf die gepolsterten Sitze. Und am Schluss singen fast alle im Halbrund verhalten mit: «..turned out a whiter shade of pale..»

Musik, die Menschen bewegt, führt zu magischen Momenten wie diesen und die kann man nicht beschreiben, man muss sie erleben, für mich ist heute eben einer mehr dazu gekommen. So bin ich froh, mich mal wieder aufgerafft zu haben, an diesem Mittwoch in Köln.

Life is live.

Fazit: Wenn in der Nähe bloß nicht wieder verpassen. (Das gilt nicht nur für Köln!)

W.I.N.D. am 16.10.2009 im Spirit of 66, Verviers (B)

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W.I.N.D.

Lange schon stehen sie auf meiner Liste der unbedingt bald live zu hörenden Bands: W.I.N.D. aus dem italienischen Udine. Heute Abend ist es soweit: Kurz nach 21:30 Uhr steht das Trio auf der Bühne in „meinem 2. Wohnzimmer“, dem Spirit of 66.

Das Ganze beginnt schon vielverheißend mit einem Slidesolo von Anthony Basso auf seiner Lefthand Les Paul Edelkopie aus der italienischen Manufaktur Jim Reed. Hier schon werden deutliche Sound- und Stilanleihen beim seligen Duane Allman deutlich.

Es ist wirklich so: Der Junge stöpselt ein, ein kurzes Knacken und der erste Rutsch mit dem Bottleneck über die Saiten und es ist da und zwar sofort und unabweisbar: Das Gänsehautfeeling. Na, das kann ja was werden! Und wird es dann auch.

Beim Schreiben ist es eine gern gelesene Art, Spannungsbögen aufzubauen. Darauf kann ich heute getrost verzichten, denn die drei Jungs da auf der Bühne tun dies ebenfalls nicht. Hier geht es gleich in die Vollen. Und sie halten das Niveau bis zum Ende des ersten Sets, das derzeit noch etwa 70 Minuten entfernt liegt, um es dann nach der Pause mit der gleichen Power wieder aufzunehmen.

Der Begriff Powertrio wird hier hundertprozentig ausgeschöpft. Vom Sound, vom Stil eindeutig amerikanisch. Während der Titel weist nichts, aber auch rein gar nichts auf italienische Wurzeln hin, man hat stets den Eindruck, einem texanischen Dreigestirn gegenüber zu stehen. Allein bei den Ansagen zu den Songs ist der leichte und durchaus wohltuende, charmante italienische Akzent im Englischen hörbar, der mich an all die Gespräche mit anderen italienischen Musikern an anderer Stelle denken lässt.

Eine Band wie aus einem Guss. Hier stimmt einfach alles. Jeder hat seinen Platz, jeder hat seine Aufgabe und jeder erfüllt das ihm Übertragene aufs Beste.
Fabio Drusin (Bass, Lead Vocals, Harmonika) ist ebenso exzellenter Bassmann wie Sänger. Er teilt sich den Leadgesang mit Anthony Basso. Seine Stimme ist voluminös, tonsicher und und mit einem rauen Timbre gesegnet. Die Licks, die er auf seinem Dan Armstrong Bass spielt, dessen Body aus Plexi geformt ist, gehen über das standardmäßige Tieftongrundlagenbilden hinaus. Wieder einmal ein Bass, der etwas zu „sagen“ hat, gespielt mit einer offensichtlichen Leichtigkeit in sämtlichen Grifflagen, teils sogar in Solopassagen übergehend.

Der Mann an den Drums tut das Seinige, um dieses musikalische Präzisionsuhrwerk am Laufen zu halten. Ideenreich, präzise, druck- und kraftvoll und immer für ein überraschendes Fill-In gut ist das Spiel von Silver Bassi. Immer auf dem Punkt und somit die ideale Ergänzung zu den beiden anderen Musikern.

Die Setliste ist gefüllt mit großartigen Songs aus der Feder von Fabio Drusin und/oder Anthony Basso. «Goin‘ Lazy». «Lucky Man», «Over The Sun» oder «It’s Too Late To Lie», aber auch Klassiker wie «Hoochie Coochie Man», «Dust My Broom» oder «Whippin‘ Post» fehlen nicht, ja dürfen nicht fehlen. Hier werden die musikalischen Vorlagen und Vorbilder mehr als deutlich: Stilistisch bewegen sich die Drei auf dem Gebiet der Allman Brothers und das tun sie mit einer schlafwandlerischen Sicherheit, die einem das Staunen ins Gesicht und das Wohlbefinden ins Herz zaubert. Eingeflochten in diese Titel sind Zitate und damit „Hut ab“ Beweise von anderen Klassikern wie: «I’ve Been Lovin‘ You Too Long», «Ain’t No Love In The Heart Of The City» oder «Long Time Gone».

Es macht so richtig Spaß und gute Laune, dem mehr als zweistündigen Konzert dieses Powerpakets zuzuhören.

Im zweiten Set gibt es einen Gastauftritt des Sängers und Gitarristen der Blitz Blues Band aus Verviers Bobby Winkin. Man improvisiert einen Slowblues , den Gesang teilen sich Bobby und Fabio.

W.I.N.D. den alleinigen Stempel „Southern Rock“ aufzudrücken, ist verfehlt. Die Wurzeln liegen ganz klar im Blues. Das kommt immer wieder durch, verzweigt sich schon mal in den Bluesrock. Doch all diese Schubladen erübrigen sich, wenn man die Gelegenheit hat, mit einer solchen gewachsenen Band einen tollen Abend zu verbringen.

Solo bringt Anthony dann als Zugabe noch Bob Seger’s «On Mainstreet», den er als eines seiner größten Vorbilder nennt.

So geht ein musikalisch dichter und interessanter, Ohren und Herz öffnender Freitagabend zu Ende.

Eine kleine amüsante Anekdote am Rande: Während der Pause baut Raoul vom Spirit of 66 schon mal gemächlich die Mikrofone ab, zieht die Kabel, verstaut die Staive und die Amps. Alle wundern sich, keiner fragt nach. Jeder erwartet eine Überraschung.

Die eigentliche Überraschung ist die, dass Raoul versehentlich gemeint hat, dass Konzert sei bereits beendet. So bleibt nichts anderes übrig als mit Hilfe von Francis, dem Betreiber des Spirit in Nullkommanix die Mikrofonierung wieder vorzunehmen. Publikum und Band sehen dies sehr gelassen, der Stimmung im Saal tut dies keinerlei Abbruch. Nur Raoul muss sich ein paar nette, belustigte Bemerkungen anhören.

Die Publikumsstärke an diesem Freitagabend liegt etwa bei 50-60 Leuten. Auch mal wieder nicht gerade üppig, die Band und die Location hätten mehr verdient.

Mit Anthony habe ich nach dem Gig noch ein kurzes Gespräch, er verrät mir, dass die neue CD so gut wie im Kasten ist, dass es Spaß macht mit Leuten wie Johnny Neel von den Allman Brothers (auf einigen CDs von W.I.N.D. zu hören) zu spielen. Mittlerweile haben sie auch in den USA eine wachsende Fangemeinde. Sicher werden sie nächstes Jahr auch wieder durch Europa touren und Deutschland wird auch dabei sein.

Fazit: W.I.N.D. ist ein heißer Tipp für alle, die die Musik der Allman Brothers, Gov’t Mule und Konsorten mögen. Eine sympathische, hoch motivierte Band, die das Zeug zu ganz viel Mehr hat. Darum beim nächsten Mal unbedingt nicht verpassen.

Text & Fotos © Tony Mentzel

Neal Black am 18.10.2009 im Topos, Leverkusen

 

Neal Black & Kim Yarbrough

Neal Black & & Kim Yarbrough

Neal Black

steuert auf meinem Tisch direkt an der Bühne im Topos zu. In der Hand ein Glas „Applejuice“ aus dem Hause J. Walker randvoll mit Eiswürfeln. „Hey Tony, wie geht’s dir, schön dass du hier bist. Wie läuft’s mit dem Radio?“ Es ist immer wieder ein Vergnügen, Neal Black zu treffen. Dieses Erlebnis hatte ich nun ja schon mehrfach. „Dem Radio geht’s gut, mir auch, vielleicht können wir ja bald eine neue CD von Neal Black präsentieren?“ – „Oh, ich denke das wird wirklich bald möglich sein, ich war vor kurzem in New York, da haben wir einige Titel eingespielt. Weißt du, wer auch auf so sieben oder acht Songs mitspielt?“ Ich weiß es natürlich nicht. „Popa Chubby!“ „Wow, wie war die Zusammenarbeit?“ – „Das war sehr interessant, du kannst gespannt sein, er ist ein klasse Gitarrist.“ Seitdem bin ich also gespannt, wie sich die neue Scheibe wohl anhören wird. Neal ist bekanntermaßen ja auch ein klasse Gitarrist.

Und genau das wird er in den folgenden mehr als zwei Stunden seines Clubgigs im Topos auch wieder unter Beweis stellen.

Und das vor knapp zwanzig (in Ziffern: 20) Zuhörern. Es ist Sonntagabend in Leverkusen. Der wöchentliche Tatort läuft in der ARD.

Hier allerdings sind drei erstklassige Musiker auf der Bühne: Am Bass Kim Yarbrough aus New York City, der bereits u.a. mit Screamin’ Jay Hawkins, Bernard Allisson, John Mooney oder Bobby Rush zusammen gearbeitet hat und an den Drums Pat Machenaud aus der Champagne, der etatmäßiger Schlagwerker von Fred Chapellier ist.

Neal greift zur Akustikgitarre aus dem Hause Lag und präsentiert einige Ragtime- und Bluestitel. «Black Mountain Rag» oder «Bult For Comfort» seien hier genannt.

Dann wird es Zeit für die berühmte Flying V von Gibson. Sie begleitet Neal auf Titeln wie: «I Don’t Have The Blues When I’m Stoned», «Poor Boy», «Pink Chainsaw Boogie», «As The Years Go Passing By», «Who Do You Love».

Über die Qualität der Darbietung brauche ich nicht allzu viel zu sagen, außer dass sie schon wie in allen anderen von mir gesehenen Auftritten des Texaners wieder einmal unumstößlich und außergewöhnlich gut rüberkommt. Profis eben, die sich durchs nichts beirren lassen: Nicht durch Müdigkeit, nicht durch mangelndes Publikum, nicht durch die relativ kleine Bühne.

Neal hat mir vorhin gesagt: „Ich bin ziemlich k.o., aber das ist normal und ich freue mich darauf morgen endlich wieder nach Hause zu kommen. Das Pendeln zwischen USA und Europa wegen der Aufnahmen zur CD und dazu noch die aktuelle Tour, das alles geht doch sehr an die Substanz, weißt du. Eine kleine Pause wird da gut tun. Naja, 11 Stunden Autofahrt sind es schon noch.“ Neal grinst und gönnt sich einen neuen „Apllejuice“.

Die ach so kleine Publikumsgemeinde klatscht lautstark drei Zugaben herbei, zum Schluss spielt das amerikanisch- französische Trio noch den Dylan Titel «She Belongs To Me» quasi ungeprobt und professionell improvisiert.

Unter dem Strich mal wieder eine erstklassige Perfomance von Neal Black und seiner Band, demnächst wird er unterwegs sein mit Mason Casey. Darauf darf man bereits jetzt gespannt sein.

Fazit: Meine unerschütterliche Empfehlung: Unbedingt bloß nicht verpassen. Just keep the blues alive. Und das nicht nur als Lippenbekenntnis! Tun ist angesagt und das in der Form von Hingehen zu solchen Konzerten.