Damals am Zaun auf dem Parkplatz im Auto, was wird sie sagen, wenn ich es ihr sage, Bruce Springsteen singt von der ausgeleierten Kassette inbrünstig «I Came For You». Und darum bin ich hier und habe nicht die Traute, ihr genau das zu sagen. 1979 im Sommer, nach einem heißen Tag am Strand, Atlantikküste in Frankreich. Auf dieser Halbinsel. 31 Jahre ist dies her. Und ich sitze wieder im Auto. Die Sonne hat auf meinen Rücken gebrannt, während ich tief versunken war, in einem Traum, der sich als erfüllende Realität erwies. Die Autobahn will ich noch nicht nehmen, stattdessen fahre ich über Land, alte Wege mit der einen und anderen Erinnerung. Doch ich bin im wahren Jetzt, ein wenig taumele ich noch wie ein stehen gelassener Dominant- Septim-Akkord, der auf die Auf- und Erlösung wartet. Und wieder ist es Sommer und wieder ist es Bruce Springsteen, der mich mit seiner Musik begleitet. Die Luft ist noch warm, an diesem Spätjuniabend. Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben. Ein bisher unveröffentlichter Live- Mitschnitt eines Konzerts aus dem Jahr 1975. Und wieder ist sie da, diese Inbrunst, diese Magie, dieser Titel und all die anderen. Alles dies passt in die Zeit von damals und in die Zeit von heute. Alles ist so neu und hat wieder dieses Unverbrauchte, ja Unschuldige, der jugendlichen Aufbruchszeit. Damals, als ich es ihr dann doch sagte, hat sie gelächelt und den Kopf geschüttelt, und heute genügten Blicke, eine leichte Berührung, wenige Worte. Ihr Lächeln strahlt gegen die Sonne an. Doch das Kopfschütteln bleibt aus. Es ist Sommer, das Essen ist leicht, der eiskalte Rosé schmeckt besser als zu jeder anderen Jahreszeit. Die Teller sind leer. Das Herz ist voll. Und heute werde ich es wieder sagen. Leise, aber deutlich: «I Came For You…»
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