Fällt der Name Julian Sas, fangen viele an zu schwärmen. Man muss ihn im Konzert erleben. Eine prima Gelegenheit dazu war letzten Freitag im Saal Birgit in Viersen. Live ist live und da kann die CD- oder DVD- Aufnahme eines Konzerts qualitativ noch so hoch sein, an das eigentliche Live- Erlebnis einer solchen Show reicht dies nicht heran. Der Mann hat eine Bühnenpräsenz wie kaum ein anderer. Er wirkt niemals angestrengt, ist immer Teil seiner Musik, ja geht richtig in dieser auf. Seine Emotionen drückt er hauptsächlich durch sein Gitarrenspiel aus, das einerseits technisch versiert ist, aber auch durch und durch emotional. Dazu noch der Gesang, in den er die ganze Kraft seiner Stimme legt. Da darf’s dann auch mal ein kräftig gebrülltes „Yeah“ abseits vom Mikro sein.
Nachdem die Band zuvor einen Keyboarder hatte, spielt sie heute als Power- Trio. Neben Julian Sas sind das: Tenny Tahamata (Bass) und Rob Heyne (Drums). Das Zusammenspiel der Drei ist erstklassig, jeder von ihnen hat genügend Freiräume, die auch genutzt werden. Dies ist der große Vorteil derartiger Formationen. Bass und Schlagzeug haben durchaus ihr Eigenleben, bilden jedoch auch ein auf einander eingespieltes und abgestimmtes Team, das die Basis für Julians gitarristische Höhenflüge bildet. Blues-, Boogie- und Rockriffs wechseln sich ab, genauso wie der Meister die Gitarren wechselt. Les Paul in Sunburst Finish, gefolgt von Stratocaster mit ebenfalls, aber erheblich angekratztem Sunburst Finish und umgedrehtem Hals, gefolgt von einer Gibson Firebird, gefolgt von einer dunkelroten Gretsch, Solid Body mit Bigsby Tremolo. Das Wechselspiel geht munter hin und her. Egal, welche „Axt“ der Meister da in Händen hält, bei ihm sind sie alle gut aufgehoben. Verstärkt wird das Ganze über einen Marshall- Stack JCM 900 und verfeinert durch eine Anzahl diverser Bodeneffekte, wie den Ibanez Tube- Screamer und ein Vox WahWah- Pedal. Julian spielt einige neue Titel.
Dass Julian Sas eine Affinität zu Rory Gallagher hat ist sicher kein Geheimnis. Für viele ist er der legitime Nachfolger des 1995 verstorbenen Iren. Dem kann man durchaus zustimmen, besonders, wenn man Julian’s Version von «I Take What I Want» hört. Doch es ist mehr als eine punktgenaue Replik dieses Titels. Diese Version ist auch eine Verneigung des Künstlers Sas an den Künstler Gallagher.
Und damit ist das musikalische Claim von Julian Sas bestens abgesteckt. Seine eigenen Titel bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen Hendrix und Gallagher, immer auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel.
Genau das ist es, was Leute wie Julian Sas oder eben Rory Gallagher ausmacht. Sie sind sich selbst treu, authentisch. Das gibt den Fans Planungssicherheit bezüglich ihrer Erwartungen und die Gefahr enttäuscht zu werden ist äußerst gering.
Mein Dank gilt auch der Crew vom Saal Birgit in Viersen, die wieder einmal einen klasse Job gemacht hat. Man darf sich auf weitere Konzerte in dieser Location freuen.
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