Summertime

Summertime… zur Musik von Ella Fitzgerald einfach aufs Bild klicken …

Nun, die Zeit verrinnt, doch sie ist gefüllt mit Neuem, Umwerfendem, Nie- Gedachten. So die Einsicht, dass oft die Fantasie nicht ausreicht und die Realität einfach schneller und klarer ist. Nie Geträumtes wird auf einmal wahr und ist immer noch nicht zu begreifen. Die Sonne scheint in jeden Winkel meiner Seele, doch so werden dann eben auch die Schatten sichtbar. Alles hat seinen Preis. Jede Medaille, so hoch sie einen dekorieren mag, hat ihre zwei Seiten. Aber man kann ja einfach die beliebtere Seite nach außen tragen. Und so ist das Leben dann wieder schön und einfach und fühlt sich natürlich an. Für Glück gibt es keine Vorschrift bezüglich von Angaben des Verfallsdatums. Nirgendwo prangt ein Etikett: „Mindestens haltbar bis…“ So könnte man sich einfacher auf den erneuten Verlust einstellen. Aber muss es überhaupt verfallen? Ja, ich weiß, Glück setzt sich aus einzelnen Momenten zusammen, wie eine Linie  aus einer Unzahl von einzelnen Punkten gebildet wird. Und trotzdem ist Glück nichts Lineares. Es unterliegt einer nicht zu berechnenden Kurve. Und das ist auch gut so. Ich möchte wie jetzt einfach in den italienischen Tag hineinleben. Offen sein für das, was sich hier und jetzt bietet. Es ist Stoff genug, um eine Menge wunderbarer Erinnerungen zu schaffen für die Zeit, die noch bleibt. Später dann. Wo auch immer. Mit wem auch immer. So wie jetzt mit dem Blick zurück. 33 Jahre alte Parallelen wachen auf. In dieser Erinnerung lebt immer noch ein unvergleichlicher, heißer Sommer voller Träume und Lebensgier. Und hier und jetzt ist der Sommer wieder so heiß und Träume gibt es reichlich und die Lebensgier ist ungesättigt. Ja, ich nehme mir diesen Tag und die nächsten beiden an diesem Ort. Dann wird es wieder anders und auch das wird seinen Reiz haben. Es lebe die Leichtigkeit dieser Sommertage im Mezzogiorno für das Nun. Und für das Dann wird sie immer einen Platz in meinem Herzen haben.

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Summertime

Summertime

Summertime (zur Musik auf das Bild klicken)

 

Flamingos spazieren durch den Park und es ist Sommer, endlich wieder, es riecht nach frisch gemähtem Gras, Urlaub und Sonnencreme. Während ich noch den für mich geeigneten Lichtschutzfaktor berechne, verpasst eine zierliche Amerikanerin in London ihren Anschlussflug aufs europäische Festland und bringt damit drei Italiener dazu, ihre Pläne zu ändern und den langen Weg in die Niederlande per Auto zu bestreiten. Die lustige, alte Welt verliert nichts von ihrem grinsenden Charme, den sie wieder in alle Himmelsrichtungen versprüht. Sie liebt das Chaos und das Chaos liebt sie. Ein von Arbeit geplagter Nicht- Priester tut den fast schon an biblische Sicherheit grenzenden Ausruf: „Gott sei Dank, es ist Freitag!“ Und das ist es und ich bin froh darüber und die Meteorologin im Radio prophezeit uns Grillwetter für das ganze Wochenende und das in einer Zeit, in der man redlich versucht, weiblich und fußballweltmeisterschaftlich das Lebensgefühl auf Sommermärchenniveau anzuheben. Die nächste Runde ist geschafft, so sehen wir erst einmal gelassen weiter. Zurückschauen auf das letzte Sommermärchen möchte ich mittlerweile gar nicht mehr. Es war gut, es bräunte tief, aber auch das verlor sich dann noch während des Winters. Da konnten auch die Schneeengel nicht mehr helfen. Der Blick geht auch nicht zurück im Zorn, sondern im Einklang mit meiner neuen Weltanschauung lustvoll nach vorn. Die Zukunft wird mich fordern. Bereit bin ich. Für sie. So blicke ich ihr freudig entgegen. Es wird sich etwas tun. Mal wieder und das zum Positiven. Einige Weichen kniraschen noch ein wenig beim Stellen, doch sie werden allmählich gängiger. Und jetzt erreicht mich die Nachricht, dass die drei Italiener am Gotthard mit einer Autopanne liegen geblieben sind. Das bringt mir wiederum einen überraschenden freien Abend, leider aber auch die Gewissheit, dass sich unser Wiedersehen verschiebt. Ein ganz normaler Julifreitag. Übrigens fast auf den Tag genau vor 40 Jahren verstarb Louis Armstrong ein paar Tage nach Jim Morrison. Beide Musiker, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben uns ein reichhaltiges Erbe hinterlassen. 1957 nahm Louis mit Ella Fitzgerald den Gershwin Klassiker «Summertime» auf. Und ich muss deswegen immer an Frankreich denken und an einen bestimmten Camembert, in dessen Schachtel ich vor etlichen Jahren einmal als musikalische Zugabe zum duftenden Käse eine Mini- CD mit eben diesem Titel vorfand. Ebenfalls zur Sommerzeit.