Am Ende der Welt. Finisterre. Der Himmel ist blau. Kein Wölkchen mehr. Und das nach dieser Nacht. Gegen vier Uhr rappelte der Wind erbarmungslos an meinem Zelt und Regen trommelte unerbittlich auf die Außenhaut desselben.
Das Festival von La Chèze ist nun schon wieder Geschichte, Geschichte der brandaktuellen Jetztzeit zwar, aber immerhin schon wieder Geschichte.
Und alles war neu und alt, aktuell und mit Vergangenheit. Alte Bekannt- und Freundschaften wurden aufgefrischt und vertieft,Neue geschlossen.
Natürlich stehe ich noch unter den Eindrücken der letzten vier Tage, sehe noch die Gesichter, höre noch die Stimmen, drehe am Rädchen meiner Kamera und lasse durch die Fotos Revue passieren, was war.
Und das war eine ganze Menge. Musik. Lachen. Worte. Einsichten. Verstehen. Wiedertreffen. Alte Sprachen, neue Sprachen. Musik. Musik. Und nochmals Musik.
Francesco Píu, der Bluesmann aus Sardinien, ein klasse Musiker und Entertainer, dem es Spaß macht Musik zu machen, den Blues zu spielen und der wie kaum ein anderer in der Lage ist, diesen Spaß auch an das Publikum weiter zu geben. Er wartet mit einer Performance auf, dass einem das Herz überläuft vor Freude. Das Ganze geschieht mit einer Leichtigkeit, er weiß seine eigentliche Perfektion gekonnt zu überspielen.
Egal, ob er un Freddie King’s „Tore Up“ oder Sonny Boy Williamson’s „Don’t Start Me Talking“ zum Besten gibt, er gibt den Titeln eine ganz persönliche Note.
Für mich der Oberknaller: Francesco’s Vesion von Dylan’s „All Along The Watchtower“. Zu hören ist dieser neben anderen wunderbaren Interpretationen auf Fancesco’s empfehlenswerter gerade erschienenen CD „Live At Amigdalia Theate“, die er mit seinen Begleitmusikern Davide Esperanza (Harmonikas) und Pablo Leoni (Dums & Perkussion) eingespielt hat.
Francesco ist ein Unikum, ein lieber Mensch, der einem sofort ans Herz wächst. Ach so, ganz vergessen: Er spielt seinen eigenen Stil auf der Gitarre, ob Martin oder Dobro, er hat sie beide im Griff. Mundharmonika spielt er auch und Waschbrett, das aber zum Megaphon, durch das er dann Muddy Water’ s „Got My Mojo Workin’“beim Gang durch die Zuhörerreihen intoniert.
Für mich gab es noch weitere neue Highlights an diesem Bluesfestivalwochenende. Doch davon in den weiteren Blogeinträgen.
Jetzt wird der Tag allmählich zum Abend, es dunkelt, ich sitze mit Francesco’s Musik im Ohr auf dem Campingplatz „Les Pins“, schreibe dieses unter freiem Himmel und habe vor ein paar Stunden ein Stück vom Ende der Welt gesehen.
Ich bin auf der Halbinsel von Crozon und war eben an der Pointe de Dinan, um mich im Anblick dieser schroffen Naturschönheit in Demut zu üben, was mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist.
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